ProSieben: Nur Sitcoms sind nicht genug
ProSieben hat anders als Sat.1 tagsüber überhaupt kein Problem: Das Konzept, zwischen 7 und 17 Uhr gerade mal fünf halbstündige Sitcoms in Dauer-Rotation abzunudeln, hat sich noch immer nicht abgenutzt, die Quoten stimmen. Auch die "Simpsons" schlagen sich am Vorabend wacker, "taff" und "Galileo" zumindest solide. In der Primetime läuft es am Sitcom-Dienstag ebenfalls gut. Doch was hat ProSieben eigentlich sonst noch zu bieten?
Hier knirschte es schon an vielen Stellen: Die "Housewives" sind zu Ende und waren zuletzt ohnehin nur noch Mittelmaß, "Private Practice" und "Grey's Anatomy" schwächeln, ebenso der Montagabend, wo man inzwischen ebenfalls auf Comedy setzt, außer den "Simpsons" aber keine Erfolge vorweisen kann. Die dafür auf den Freitagabend verbannten Serien floppten dort. Im Sommer ging "Popstars" gnadenlos unter, die "Topmodels" waren zwar ein Erfolg, aber nicht mehr so stark wie in den Jahren zuvor. Und auch im Film-Bereich hat ProSieben schon deutlich erfolgreichere Jahre erlebt.
Die Folge war ein Rückgang des Jahres-Marktanteils um 0,4 Prozentpunkte auf nun 11,3 Prozent. ProSieben hielt sich damit noch am besten unter den großen drei Privatsendern - doch der schwächste Wert seit den frühen 90ern war es trotzdem. Beim Gesamtpublikum schickt sich zudem Vox an, an ProSieben vorbeizuziehen. Auf Monatsbasis klappte das in diesem Jahr schon mehrfach, aufs Gesamtjahr bezogen lag ProSieben mit 5,9 Prozent Marktanteil (-0,3 Prozentpunkte) noch hauchdünn vorne. Auch hier musste ProSieben übrigens den schwächsten Jahres-Marktanteil seit 1991 hinnehmen. ProSieben wird hier allerdings auch seine Ausrichtung zu Verhängnis: Der Sender schielt aufs ganz junge Publikum - und die Gruppe der 14- bis 29-Jährigen ist nicht nur schwerer zu erreichen, sie schrumpft auch noch aus demografischen Gründen. Immerhin: In dieser Altersgruppe war ProSieben auch 2012 mit deutlichem Vorsprung Marktführer.
Der Nachmittag treibt die Vox-Quoten nach oben
Jahrelang lag das große Problem von Vox im Tagesprogramm. Während man abends häufig in der ersten Liga mitspielte, waren die Marktanteile am Nachmittag desaströs. Das hat sich im vergangenen Jahr gründlich geändert. Mit "Verklag mich doch" hat Vox die Scripted-Reality-Farbe gefunden, die bei Vox funktioniert und seine Marktanteile in der Spitze über 16 Prozent getrieben. Mit der "Shopping Queen" gelang es zudem, auch außerhalb des Scripted-Reality-Genres ein neues Erfolgsformat zu etablieren.
Vor allem diese Erfolge am Tag sind dafür verantwortlich, dass Vox den Rückgang aus dem Vorjahr trotz Fußball-EM und Olympia wieder komplett wettmachen und sich um 0,4 Prozentpunkte auf einen Marktanteil von 7,7 Prozent in der Zielgruppe steigern konnte. Wie eben schon erwähnt, lag Vox beim Gesamtpublikum nach einem Plus von 0,2 Prozentpunkten auf 5,8 Prozent nur noch hauchdünn hinter ProSieben. Beim Gesamtpublikum war es für Vox damit sogar das erfolgreichste Jahr seiner Geschichte. Und das, obwohl in der Primetime einiges nicht wie erhofft klappte. Gerade große Produktionen wie "Das perfekte Model" oder "X Factor" gerieten zur großen Enttäuschung - und auch im Serien-Bereich ist Vox von einstigen Bestwerten inzwischen ein gutes Stück weit entfernt. Doch solche Schwächen lassen sich eben leichter ertragen, wenn man auf ein starkes Fundament bauen kann, das der Sender mit der Erholung am Nachmittag nun wieder hat.