RTL II: Holger Andersens Ernte-Jahr
RTL II sollte allen Verantwortlichen Hoffnung geben, deren Sender in diesem Jahr besonders schlecht abschnitten. Im vergangenen Jahr war RTL II auf nur noch 5,6 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe abgerutscht, das war der schlechteste Wert seit 2002 und bedeutete den abgeschlagenen letzten Platz unter den acht großen Sendern. Programmdirektor Holger Andersen hatte viel experimentiert, häufig in atemberaubender Schlagzahl, sodass selbst aufmerksame Beobachter der Branche kaum noch mitkamen - und das Publikum erst recht nicht. Doch ein Jahr später lässt sich sagen: Es hat sich gelohnt.
Denn einige der Experimente haben eingeschlagen. "Berlin - Tag & Nacht" ist da zu allererst zu nennen. Das hatte sich Ende 2011 schon angedeutet, doch der Erfolg wurde im Lauf des Jahres 2012 immer beachtlicher. Der Dezember 2012 war mit im Schnitt 13,2 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe der bislang erfolgreichste für das Format. Kein Wunder, dass mit "Köln 50667" in wenigen Tagen der erste Ableger auf dem Programm steht. Auch in der Primetime läuft es inzwischen wie am Schnürchen. "Die Geissens" sind die Shootingstars unter den Dokusoap-Protagonisten, doch auch sonst ist dem Sender in diesem Jahr das meiste gelungen. Die Folge: Der Sender-Marktanteil in der Zielgruppe schnellte im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 Prozentpunkte auf 6,4 Prozent nach oben - bester Wert seit 2005. Beim Gesamtpublikum ging es 0,4 Prozentpunkte auf nun 4,0 Prozent Marktanteil nach oben. 2013 muss sich nun zeigen, ob sich dieser Trend auch ohne Holger Andersen bestätigen lässt - der verabschiedet sich nämlich in Richtung ProSiebenSat.1.
kabel eins musste 2012 deutlich Federn lassen
Dort kann man Andersen dringend gebrauchen, denn nicht nur Sat.1 hat dringend neue Ideen nötig, auch bei kabel eins lief es in diesem Jahr nicht so, wie erhofft. Der Marktanteil in der Zielgruppe sank um einen halben Prozentpunkt auf 5,6 Prozent und damit das Quoten-Niveau der Jahre 2007 und 2008. Den zwischenzeitlichen Höhenflug, als kabel eins auf Monatsbasis sogar schon die 7-Prozent-Marke geknackt hat, hat man weit hinter sich gelassen. Das hat auch damit zu tun, dass ProSieben das Erfolgsrezept "Sitcoms am Nachmittag" hemmungslos kopiert hat. kabel eins musste sich anderweitig umschauen - und fährt inzwischen mit Serie wie "Ghost Whisperer", "Charmed" oder "Navy CIS" im Nachmittagsprogramm auch nicht schlecht - nur eben nicht mehr so gut wie zu Hochzeiten der Sitcoms.
Von den Eigenproduktionen musste man die erfolgreichsten an Sat.1 abgeben und hat auf diesem Gebiet schon quantitativ inzwischen nicht mehr allzu viel zu bieten. Die Serien am Dienstag erwiesen sich überwiegend als Fehlschlag. Dass man mit der Europa League, die von Sat.1 übernommen wurde, recht gute Quoten einfährt, kann das nicht komplett ausbügeln. kabel eins ist damit nun jedenfalls wieder das Schlusslicht der acht großen Sender, auch beim Gesamtpublikum, wo man durch ein Minus von 0,1 Prozentpunkt knapp hinter RTL II zurückfiel.