Grafik: DWDL.de; Logo: ABCAbgesehen vom Programm selbst war dies eine der maßgeblichen Entwicklungen des amerikanischen Fernsehmarktes der 70er Jahre - einem Jahrzehnt , an dessen Ende ABC zur Nr.1 der amerikanischen Fernsehsender aufstieg, was auf erfolgreiche Programme wie z.B. die Kultserie "Charlie's Angels" zurückgeführt wird, die zu den Programmen zählt, die durch die Wende bei der ABC-Werbevermarktung dank der neuen Zielgruppen-Definition ermöglicht wurde. In der Vorabmeldung des NDR-Medienmagazin "Zapp" zum heutigen Beitrag ist davon allerdings nicht die Rede. Auf der eigenen Website erwähnt man dies dann plötzlich, aber auch nur im Nebensatz. Dafür gibt es online gleich weitere populistische Aussagen wie z.B. die Überschrift der Story gleich auf der NDR-Homepage. Da heißt es: "Milliardendeals durch erfundene Zielgruppe".
 
Und im TV-Beitrag? Dort geht man kurz auf ABC ein, bringt dabei allerdings Fakten durcheinander und behauptet kurze Zeit später wieder, das alles ein Trick von Thoma und RTL gewesen sei. Da stützt man sich lieber auf Ex-RTL-Mann Uli Bellieno; spricht bei der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen weiter von einer "willkürlichen Erfindung", als wäre es eine Idee aus dem Hause RTL. Sicher unterscheidet sich die Definition der werberelevanten Zielgruppe in den USA und Deutschland noch einmal beim Einstiegsalter, doch im Kern der allgemeinen Kritik sowie auch der Kritik von "Zapp" spielt allein das Festhalten an der Obergrenze von 49 Jahren eine Rolle. Und damit waren Thoma und Bellieno nur halb so genial, wie letzterer glaubt. Sie haben einfach nur übernommen, was in den USA damals schon längst Standard war.

Logo: NDRPlötzlich fragt man sich, was "Zapp" mit seinem halbrecherchierten bzw. fragwürdig an den Mann und die Frau gebrachten Bericht eigentlich "entlarven" will. Nachfragen? Gestaltet sich schwierig. "Zapp"-Redaktionsleiter Kuno Haberbusch hatte sich bei einem früheren kritischen DWDL.de-Bericht über einen "Zapp"-Beitrag zu Sex-Angeboten in Teletextangeboten auf Nachfrage unserer Redaktion jegliche weitere "Belästigung" verbeten. Dabei ist natürlich auch diesmal nicht alles falsch. Unbestritten ist so zum Beispiel die Kritik, die u.a. auch Ex-RTL-Mann Bellieno gegenüber "Zapp" an der Altersgrenze von 49 Jahren übt. Schließlich arbeiteten und konsumierten die meisten Menschen bis 59 oder gar 65 Jahren, sagte er gegenüber "Zapp". Doch selbst in den USA, wo eben einst die werberelevante Zielgruppe erfunden wurde, gibt es bislang nicht mehr als Diskussionen über den Sinn dieser Zielgruppe. Gehandelt wurde dort bislang genauso wenig wie bei uns.

Das liegt allerdings nicht allein an RTL, auch wenn "Zapp" dies im Bericht nahelegt. Im Gegenteil: In Köln wäre man grundsätzlich für eine Neudefinition der werberelevanten Zielgruppe bereit, wie RTL-Sprecher Christian Körner am Mittwoch auf Nachfrage des Medienmagazins DWDL.de ankündigt. Körner über die 14-49-Definition: "Für sinnvolle Alternativen sind wir seitens RTL offen." Doch so wenig wie die Kölner allein die werberelevante Zielgruppe erfunden haben, könne man heute im Alleingang handeln. "Zapp" hingegen berichtete vorab in der Pressemiteilung, Körner würde "unverdrossen" an der Definition festhalten.