Foto: CenterTVWenn man sich ihre Aussagen zum Thema Videojournalismus anhört, klingt es sehr nach "Irgendwann wird es nur noch Videojournalisten geben". Ist das ihrer Meinung nach tatsächlich so - oder ist das polarisierend, um Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken? Wird das klassische Fernseh-Team, bestehend aus Redakteur, Kameramann, Assistent und Cutter verschwinden?

Wir haben ja auch weiterhin das klassische Team. Ich denke halt einfach, dass Videojournalismus zukünftig die beste Ausbildungsform sein wird. Ich lache mich jetzt immer tot, wenn ich einen Vergleich sehe zwischen unseren Volontären im Bereich Videojournalismus und einem klassischen Fernsehjournalisten. Unter uns: Im Grunde kann der am Ende ja fast gar nichts. Ich treffe immer wieder Menschen, die sind im achten Monat ihres Volontariats und haben noch nie einen Beitrag geschnitten. Bei uns lernen Sie am ersten Tag Beiträge schreiben, drehen und schneiden. Jeden Tag lernen Sie mehr durch das Erkennen ihrer eigenen Fehler. Unsere Lernkurve lässt sich mit der der klassischen Redakteure nicht vergleichen. Wenn mich ein Vater fragt, welche Ausbildung sein Sohn im Bereich Medien machen sollte, dann antworte ich, er soll eine Ausbildung zum Videojournalisten machen. Eine bessere Ausbildung gibt es gar nicht. Dass man sich danach spezialisiert ist natürlich Sinn der Ausbildung. Es wird weiterhin die Spezialisten geben, aber es werden auch andere Berufsfelder auftauchen. Die ganze Unruhe ist für mich schon von gestern - ich bin da bereits einen Schritt weiter. Wir werden in Zukunft dahingehend ausbilden, dass Videojournalisten auch für den Einsatz im Verlag geeignet sein werden. Das ist die alte Geschichte von Crossmedia - doch jetzt hat dieser Begriff endlich eine fassbare Bedeutung. Wenn Verleger zu uns ins Haus kommen und sich das angucken, fällt denen schon einmal die Kinnlade runter, wenn Sie unsere Contentdesks sehen.

Also diese Diskussion, Videojournalisten seien Leute, die einfach nur billig ihren Content auswerfen können, halten Sie für eine Art Festhalte-Debatte?

Ich nehme das schon gar nicht mehr Ernst. Unsere Auszubildenden gucken einen Besucher immer ganz schräg an, wenn er sie fragt, ob sie sich gesundheitlich schlecht behandelt fühlen. Die Jugendlichen wachsen heute mit diesen ganzen Medien auf und für sie ist der Umgang mit den Medien ganz selbstverständlich. Die haben alles parallel laufen - das nervt mich auch manchmal ein bisschen. Aber bei denen ist das nunmal so. Die erforschen ihren Arbeitsplatz und brauchen keine Bedienungsanleitung dafür. Das ist auch das entscheidende bei Werbekunden. Wir reden im Grunde mit zwei Kategorien von Werbetreibenden: Einmal mit denen, die völlig in ihrem System definiert sind: „Das war schon immer so und das machen wir auch weiter so“ - Stichwort: Mediaagenturen. Was technisch alles möglich ist, merken die gar nicht. Und dann gibt es noch die zweite Gruppe, der jüngeren, die jetzt auch immer mehr in die Führungsetagen der Unternehmen nachrücken. Mit denen haben wir in den letzten Wochen Gespräche geführt und die waren sehr fasziniert von den neuen Möglichkeiten.

Wieso setzen Sie bei all der Digitalisierung in der Herstellung noch auf analoge Verbreitung?

Das ist ein Mittelweg für uns. Ich glaube, dass wir gerade in einer Phase sind, in der wir das klassische Fernsehen bereits verlassen haben und das neue IPTV noch nicht da ist. Da ist der analoge Kabelkanal eine Art Litfaßsäule für uns. Wir wollten in erster Linie nicht übersehen werden. Im Moment ist die analoge Verbreitung wegen der Reichweite für uns ein muss. Im digitalen Paket können Sie noch jeden Zuschauer per Handschlag begrüßen. Zur Zeit haben wir über das analoge Netz 750.000 Haushalte mit ca. 1,5 Millionen Zuschauern.