Foto: CenterTVIn Düsseldorf haben Sie bei "Center TV" die "Rheinische Post" als Gesellschafter mit im Boot. Warum sind Sie für Verleger interessant?

Wenn Sie Verleger sind, dann werden Sie über kurz oder lang feststellen, dass Sie ohne laufende Bilder nicht überleben können. Die Verlage, die für sich beschließen eine Newsdesk-Lösung anzustreben, haben noch gute Chancen zu überleben. Ich persönlich bin der festen Überzeugung, dass ein Verlagshaus alleine nicht überleben kann. Wenn Sie aus den USA wiederkommen und dort sehen, dass man mit einem PC Text, Video und auch Audio erzeugen kann, dann können Sie nicht mehr nur noch Text-Medien produzieren. Das ist jetzt schon weltweit alles verfügbar. Traditionell ist natürlich auch eine Art Liebe zum Zeitungspapier vorhanden. Zeitung kann auch ein wichtiges Medium sein und wird auch nicht von heute auf morgen verschwinden. Vor allem unter dem jungen Publikum gibt es kaum noch Leute, die wirklich Zeitung lesen. Ich liebe Zeitungen und habe jeden Morgen einen ganzen Haufen davon, aber wäre ich Chefarzt und hätte den ganzen Tag zu tun und dennoch ein bisschen Interesse an Politik und Weltgeschehen, reichte es mir im Grunde völlig, wenn ich Spiegel Online lese - man kann sich im Internet wunderbar informieren. Insofern glaube ich, dass es ohne bewegte Bilder bald nicht mehr geht.

Ihr Content wird bei "Center TV" derzeit fast ausschließlich durch Videojournalisten (Bild) erstellt. Wie weit verbreitet und akzeptiert ist denn der Videojournalismus in Deutschland?

Da hat es einen interessanten Prozess gegeben in den letzten Jahren. Das haben wir selbst ja auch schon gemerkt. Als wir 2002 das erste Volontariat angeboten haben, gab es zuerst ein Kopfschütteln und in den folgenden zwei Jahren allenfalls ein müdes Lächeln. Das Bild hat sich komplett gedreht! Ich kann mich mittlerweile kaum noch retten vor Einladungen für Vorträge. Gerade auch von großen Unternehmen. Diese neue Technologie ist natürlich auch in den Kommunikationsabteilungen von großen Konzernen angekommen und weckt großes Interesse. Sehen Sie sich den Siegeszug des Internets an. Sie können mit laufenden Bildern im Internet noch effizienter für etwas werben. Sie können eine Menge Geld sparen und gleichzeitig mehr einnehmen. Ich habe kürzlich jemanden getroffen der ganz klein angefangen hat und mittlerweile 80 Mitarbeiter beschäftigt. Er benutzt ausschließlich das Internet und verdient ein Heidengeld damit - auch mit bewegten Bildern. Ich lerne auch immer mehr ältere Menschen kennen, die jetzt die Faszination des Internets für sich entdeckt haben. Im Nachhinein könnte man sagen, dass man belächelt wird, wenn man einen guten Riecher hat - heute jedenfalls lacht keiner mehr. Wir haben heute einen solchen Vorsprung, dass ich in Europa keine Firma kenne, die ähnlich mit Inhalten und Technologie arbeitet, wie wir.