Foto: CenterTVIn der kölschen Nische mit Alaaf und Good News scheint es ja in der Tat sehr gut zu funktionieren. Gibt es denn schon konkrete Überlegungen wie das vielleicht auch mit anderen Themen - möglicherweise auch bundesweit - funktionieren kann?

Wir haben sehr viel gelernt aus dem ersten Jahr. Wir wollten zeigen, dass Lokalfernsehen in dieser neuen Machart funktioniert und haben dafür auch sehr viel Zuspruch unter anderem aus der Wirtschaft bekommen. Man hat erkannt, dass wir ein hohes Potenzial haben. Die Werbekunden haben einen Mehrverkauf durch uns, und das bekommen wir vielfach als Rückmeldung von unseren Werbepartnern. Aber wir wollen natürlich unser Programm weiter ausbauen. Wir haben erlebt, wie wir bei einer FC-Pressekonferenz 70.000 Zuschauer weltweit aus 122 unterschiedlichen Ländern hatten. Das können Sie ja übers Internet schön feststellen. Die Pressekonferenz wurde drei Stunden vorher angekündigt - wir hatten es als Laufband im Programm. Wenn Sie das hochrechnen auf potenzielle Zuschauer, die man haben könnte, wenn man Werbung gemacht hätte! Das hat uns so fasziniert, dass wir weitergedacht haben. Und jetzt haben wir ein neues Projekt innerhalb der AZ Media und da werden wir diese Erfahrungen weltweit ausbauen.

Was für ein Projekt wird das sein?

Das wird rein IPTV sein und das wird das Thema "Marken" haben. Mehr kann ich dazu leider noch nicht verraten. Nur so viel: Es geht weiter in Richtung Emotionen. Denn nur mit Emotionen kann ich Menschen bewegen. Dieses "Brand TV" - nennen wir es mal so - wird unser nächstes großes Projekt sein.

Das klingt spannend...

Ich bin auch schon ganz aufgeregt (lacht)

An was für einen Zeitraum denken Sie da?

Wir sind derzeit noch mit möglichen Investoren im Gespräch. Die finden das super und ich denke, dass wir das dann im ersten Quartal 2007 starten.
 


Schaut man sich Ihren Karriereweg an, fällt auf, dass er die genau umgekehrte Richtung einer klassischen Fernsehkarriere nimmt. Sie waren Auslandskorrespondent in Russland während politisch hoch brisanter Zeiten und kümmern sich mit Ihrem Sender jetzt um Themen wie Karneval und Schützenverein.

Das ist im Grunde genau der Punkt. Ich bin viel für diesen Schritt belächelt worden. Für die meisten in Deutschland ist der Auslandsjournalist ja das erklärte Ziel. Deswegen hatte ich in Moskau auch keinen Kontakt zu deutschen Kollegen, weil die, die dort waren auf dem Höhepunkt ihrer Karriere waren. Für mich war es der erste Job. Und das war bei den Amerikanern in meinem Alter dort genauso. Normalerweise wollen in Deutschland Lokaljournalisten so schnell wie möglich aus dem Lokaljournalismus weg. Wenn Sie dort hängen bleiben, hängt ihnen der Ruf hinterher, nicht über das Lokale hinausgekommen zu sein. Das Lokale ist ein spannender Markt - auch globale Unternehmen wie Google werden über kurz oder lang lokale Zellen betreten und zum Beispiel alle Restaurants in Köln auflisten.

Und Sie wollen dann "Center TV" an Google verkaufen?

Nein, nein - auf keinen Fall. (lacht)

Oder einen Gegenpart bilden?

Nein, aber Google wird sich über kurz oder lang auch lokale Videoanbieter kaufen müssen.

Da gibt es ja nicht so viele...

Stimmt, so viele gibt es da nicht, weil die meisten "lokal" ja doof finden. Wir finden "lokal" toll. (lacht)

Herr Zalbertus, vielen Dank für das Gespräch.