Foto: CenterTVUnd wie gehen Sie mit diesem Problem um?

Ich pendle immer zwischen zwei Welten. Ich werde zu Vorträgen eingeladen, bei denen ich mich verteidigen muss, weil die Videojournalisten angeblich eine nicht so hohe Qualität haben, wie die in den von den Intendanten bestimmten Welten. Dann bin ich ein paar Stunden später in einer Garage wo Leute an ihren Laptops Werbespots für Mercedes schneiden. Da denke ich immer, dass ich noch nicht revolutionär genug bin. Das ist symptomatisch für die Diskrepanz zwischen diesen beiden Welten. Es gibt derzeit eine wirklich große, klaffende Lücken zwischen der Diskussion um digitale Revolution oder Web 2.0 und den großen, althergebrachten Plattformen. Viele verstehen das nicht. Viele verstehen auch ihre Kinder nicht. Kinder gehen verstärkt ins Internet und gucken nicht mehr einfach nur Fernsehen. Nur auf dem Sofa sitzen und fernsehen ist überhaupt nicht mehr angesagt - vielmehr gehen sie ins Internet zu "MySpace" oder ähnlichen Seiten. Da sind sie aktiv und machen etwas: Sie laden zum Beispiel Menschen zu einer interaktiven Gedenkfeier für den Crocodile Hunter ein. Das ist sehr spannend und das wollen wir unterstützen und in unser Programm miteinbeziehen.

Und sie bekommen emotionalen Content, den die Zuschauer sich wünschen und der in der Herstellung so gut wie nichts kostet.

Stimmt. Im Vergleich kostet der nicht viel. Bei uns entstehen dafür nach und nach neue Berufsbilder im Sinne der Qualitätskontrolle und in der Konzeptionierung neuer Formate. Wir haben ja durchaus auch noch eigene Angestellte am Fließband stehen. Aber genau das wollen wir verweben: Eigene Angestellte und unsere Zuschauer. Das gesamte bisherige Konzept, wie man Fernsehen macht, stellen wir an der Stelle des Fließbands auf den Prüfstand. Unser Ziel ist es, eine Fernsehfabrik zu bauen. Dabei ist auch für uns enorm wichtig das Internet miteinzubeziehen. Wir finden zum Beispiel auch IPTV extrem wichtig.

Wie wird sich denn die Fernsehlandschaft – insbesondere im Lokalen und Regionalen - durch die neuen Technologien verändern?

Es wird eine Art digitalen Tsunami mit vielen großen Playern geben. Es zeichnet sich derzeit ja schon ab, dass Google ganz sicher einer dieser Player ist. Traditionelle Anbieter werden deswegen plötzlich nichts mehr zu tun haben. Diese neuen Verkehrsadern für Medien lösen eine Art Goldgräberstimmung aus. Früher hat die Telekom die Post verteilt - heute bauen sie Datenleitungen. Wir haben uns zunächst als eine Plattform etabliert, die vorwiegend im analogen Kabel publiziert. Zukünftig werden wir wohl auch über das Internet gehen. Wir bieten unseren Zuschauern eine Plattform, über die sie sich auch selbst präsentieren und darstellen können. Das war immer unser Konzept. Das Lokale und der emotionale Zusammenhalt werden immer interessant bleiben.