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DWDL: Wenn über Fernseherfahrungen aus der Kindheit gesprochen wird, geht es meistens um Fernsehserien. Heutzutage sorgen allerdings eher non-fiktionale Programme für Schlagzeilen und denkwürdige Momente. Woran hängt Ihr Herz? Stefan Niggemeier: Ich habe immer schon gerne Quizzshows und generell Shows gesehen. Ich würde gar nicht sagen, dass die früher gefehlt haben. Im Gegenteil: Die einzigen großen Shows heutzutage sind die von Oliver Geissen und Jörg Pilawa, die die hunderste Kopie einer simplen Showidee aufwärmen. Da werde ich wehmütig, wenn ich an frühere Sendungen denke wie zum Beispiel "Tele-Spiele" oder "Rätselflug" u.a. mit Günther Jauch...
DWDL: Mir würde noch der ZDF-Samstagabendflop "Nase vorn" einfallen mit den Rubbelkarten zum Mitmachen...
Stefan Niggemeier: Oh ja. Die erste Sendung hatte eine Monsterquote, aber dann ging es rapide bergab. "Elstner und die Detektive" ist auch ein fast vergessenes Superflop-Format. Also ich glaube, dass es heute zu wenig Shows, speziell Gameshows gibt. Da würde ich mich freuen, wenn es da wieder mehr gäbe.
DWDL: Was macht Ihnen eigentlich aus der Sicht eines Zuschauers, aber auch Medienjournalisten mehr Spaß: Hervorragend gemachte Programme oder einfach nur trashige Formate?
Stefan Niggemeier: Das kann ich nicht sagen. Manche Formate sind ja auch genau an der Grenze. Ich bin bekennender Fan der Dschungelshow "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!". Die Sendung ist auf eine bestimmte Art natürlich furchtbar trashig, wenn Käfer und Würmer verspeist werden müssen, aber auf der anderen Seite ein hervorragend produziertes Programm. Von den Autoren für Sonja Zietlow und Dirk Bach über die perfekte optische Inszenierung. Ein Problem habe ich eher mit einfallslosen Programmen wie jetzt gerade "Alles außer Sex". Das ist so langweilig und schlecht kopiert, darüber kann ich mich nicht mal aufregen. Auf eine andere Art finde ich auch diese vielen Shows mit Geissen und Pilawa schrecklich, die zwar alle irgendwie funktionieren, aber bei denen ich das Gefühl hab, dass da die Seele fehlt. Es ist also eigentlich eher dieses Mittelmaß-Fernsehen, das dann eine reine Zeitverschwendung ist.
DWDL: Zur WM im nächsten Jahr plant z.B. RTL auch allerlei Sondersendungen, aber auch nur in Form bekannter Formate. Also ein "WWM"-Special, ein "Die 10"-Spezial und eine WM-Show die, natürlich, von Oliver Geissen moderiert wird. Also die altbekannten Formate und Leute...
Stefan Niggemeier: Dann lobe ich mir doch lieber einmal einen gewaltigen Flop oder richtigen Trash, weil man da dann wenigstens merkt, dass etwas passiert. Ich finde dieses Fernsehen vom Fließband derzeit schlimm. Das löst keine Emotionen aus, weder positiv noch negativ, und wird einfach versendet.
