DWDL: Die einzige Kritik, die bislang über das "Fernsehlexikon" laut geworden ist, sind die die unterschiedlichen Längen der Texte. Fehlte bei der 6999. Sendung der Elan für längere Abhandlungen?
Stefan Niggemeier: Nein. Man merkt bei einer solchen Menge an Sendungen, dass man irgendwann Kompromisse machen muss, sonst kann man das Buch nie veröffentlichen und wir haben den Erscheinungstermin des Buches bereits einmal um ein ganzes Jahr verschoben. Außerdem hätte größere Textmengen nicht mehr in einen Band gepasst.
DWDL: Besondere Liebe kam ja den Bildunterschriften zu: So etwa unter einem Bild von Barbara Salesch mit furchtbarer Frisur der Kommentar, dass sie sich überlege, ob sie weiterhin den Friseur von Angela Merkel besuchen sollte. Da wird also hemmungslos gelästert...
Stefan Niggemeier: Das Buch soll einerseits als sachliches Nachschlagewerk funktionieren, andererseits auch Spaß machen. Das ist in manchen Einträgen eine Gratwanderung. Wir haben uns dann bei den Bildunterschriften ein bisschen ausgetobt, weil wir dies als gute Stelle empfanden, um noch ein paar Witze unterzubringen. Aber es gibt auch in den Texten zu den Sendungen immer mal wieder ironische oder, wenn verdient, bösartige Kommentare. Wichtig ist aber, dass wir ein Buch machen wollten für alle, die das Fernsehen lieben. Es wäre viel einfacher gewesen, ein Buch zu schreiben "1000 böse Witze über schlechte Fernsehsendungen", aber das wollten wir nicht.
DWDL: Gab es während der Recherchezeit eigentlich schon neugierige Anfragen von genannten Personen, die wissen wollten, was über sie geschrieben wird?
Stefan Niggemeier: Bei den Fernsehsendern gab es anfangs die Sorge, ob da jetzt alles zerrissen wird, was sie mal gesendet haben. Ich meine, Johannes B. Kerner wird nicht überrascht sein, dass es ein Buch von mir gibt, in dem er nicht so gut wegkommt. Wobei in aller erster Linie auch bei den Artikeln über seine Sendungen die sachliche Grundlage stimmen muss.
DWDL: Gab es für Sie Formate, die man beim ersten Lesen für unmöglich hält? Mir ging es bei der ProSieben-Talkshow "Rivercafe" so, die 1993 live aus New York gesendet wurde...
Stefan Niggemeier: Es gibt viele Formate, die man auf den ersten Blick gar nicht glaubt. Wir haben zum Beispiel lange recherchiert zum Format "Deutschland lacht", einer Witzeshow ähnlich wie "Gaudimax". Dort war Jürgen Fliege, der Jürgen Fliege, einer der Witzeautoren. Das war schon unglaublich genug, aber dann haben wir noch recherchieren können, dass die Kandidaten damals ernsthaft als Hauptpreis eine Radkappe gewinnen konnten.
DWDL: Das ist ja ein ganz toller Preis.
Stefan Niggemeier: Ja (lacht). Die Fernsehgeschichte und also auch unser Buch ist voll von Sendungen, bei denen man sich fragt "Was habt ihr Euch dabei eigentlich gedacht?"
DWDL: Redaktionsschluss ihres neuen Buches war im Sommer: Zu welcher Sendung hätten sie inzwischen gerne noch etwas geschrieben?
Stefan Niggemeier: Wir haben danach noch als letztes den Sat.1-"Talk der Woche" nachgetragen, der mit ein paar Zeilen drin ist. Leider steht nicht drin, dass er schon wieder eingestellt wurde.