Hat bisher noch niemand die Hand gehoben und interveniert? Das soll ja gerade in der ARD hin und wieder vorkommen.
Es gibt keinen Grund, die Hand zu heben. Wir liegen mit der „Heiter bis tödlich“-Strategie im Plan. Alle wissen, dass im Vorabend repertoirefähiges Programm entsteht, von dem alle profitieren werden: Denn die Serien werden auch in den Dritten Programmen laufen, da sich die einbringenden Sender an der Finanzierung beteiligt haben. Und wir sehen schon jetzt, dass Serien besonders in den Sendegebieten erfolgreich sind, in denen sie spielen. „Hubert und Staller“ erreicht in Bayern bis zu zwölf Prozent Marktanteil. Das ist gut für den BR, der die Serie anteilig finanziert und deshalb in seinem dritten Programm wiederholen kann. Ich kenne jedenfalls kaum einen Sender, der sich nicht an diesem Modell beteiligen möchte.
Aber müssen es wirklich immer Krimis sein? Vor einigen Jahren gab es mit „Berlin, Berlin“ oder „Türkisch für Anfänger“ sehr innovative Formate am Vorabend. Ist es nicht schade, dass diese Farbe im Ersten ziemlich eingeschlafen ist?
Schauen Sie auf „Hubert und Staller“ oder auf die Grimme-Preis-gekrönte Serie 'München 7'. Für das Erste hat es wenig Vergleichbares gegeben. Und es allein auf die Farbe 'Krimi mit Humor' zu reduzieren, würde dem inhaltlichen - auch innovativen - Ansatz nicht gerecht. Gerade im werbefinanzierten Vorabend muss allerdings das Angebot auch den Geschmack der Zuschauer treffen. Deshalb haben wir uns entschieden, kommend vom „Großstadtrevier“ und vom „Tatort“, die Krimifarbe weiterzuentwickeln Da beide Formate sehr stark sind, ist es logisch, dass wir zunächst mal auf Konzepte setzen, von denen wir ahnen, dass sie Erfolg haben können. Aber der Aufbau einer solchen Schiene funktioniert nicht so schnell. Deswegen müssen wir Schritt für Schritt anfangen, verschiedene Richtungen ausprobieren und die Zuschauer an diese Farbe im Ersten heranführen.
Manchmal würde man gerne wissen, wie viele Zuschauer eine Serie wie „Hubert und Staller“ auf dem gelernten Serien-Sendeplatz am Dienstagabend erreichen würde.
Viele der „Hubert und Staller“-Folgen waren bereits in der ersten Staffel so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Das ist für mich wirklich ganz großes Kino – das schaffen Sie aber nicht auf der Strecke von sechzehn Folgen. Aber wenn es gelingt, mehrere Episoden in dieser hohen Qualität zu halten, dann ist schon viel erreicht. Natürlich waren wir nicht mit jeder Einstellung Hundertprozent zufrieden. Das ist aber bei der ersten Staffel normal. Und Sie können sicher sein, dass wir in der zweiten Staffel noch besser werden.
Einige Serien scheinen dieses Potenzial nicht gehabt zu haben. Zwei Serien haben Sie bereits wieder abgesetzt.
Das ist manchmal ungerecht, denn selbst bei den Serien, die nicht so erfolgreich waren, gab es gelungene und witzige Folgen. Das es nun nicht weitergeht, bedauere ich sehr. Die Kolleginnen und Kollegen haben wirklich hart daran gearbeitet. Und es war eine knappe Entscheidung, die wir uns nicht leicht gemacht haben.
Die Produzenten müssten Ihnen ja angesichts der schieren Zahl an Serien-Neustarts eigentlich zu Füßen liegen...
Ich weiß gar nicht, wann die ARD jemals so viele neue Serien an den Start gebracht hat. Hinsichtlich der schwierigen Rahmenbedingungen sollte man das durchaus einmal anerkennen. Im Gegenzug will ich aber auch anerkennen, mit welchem Engagement die Produzenten für den Vorabend ans Werk gegangen sind und in kürzester Zeit sendefähige Serien geliefert haben. Das hat uns nicht jeder zugetraut.