Klingt nach einem Masterplan, den Sie sich im Vorfeld zurechtschmieden.
Ich lese ja viele Zeitungen und weiß, welche Leserschaft welches Blatt hat und wofür welches Blatt steht. Das bediene ich dann schon.
Die „Bild“ erhält somit kein feuilletonistisches Werk von Ihnen?
Doch auch – aber eben „Bild“-gerecht. Ich kann ja gar nicht anders als Feuilleton. Das ist übrigens schon wieder eine wahnsinnige Überschrift, die Sie gerne verwenden dürfen.
Vor allem wieder ein toller Ich-Satz.
Selbstverständlich! Mit „Du“ klingt das auch eher nach Sportreporter. Ist nicht gerade hier in Köln eine große Picasso-Ausstellung mit dem Titel „Ich und ich und ich“?
Wäre wie geschaffen für Sie...
Ehrlich gesagt bin ich selten bei Kulturveranstaltungen. Ich trage das nur vor mich her und sitze ganz entspannt im Biergarten, seit ich gelesen habe, dass man Thomas Bernhard nie mit einem Buch gesehen hat.
Also auch hier wieder das genaue Gegenteil dessen, was man von Ihnen erwartet?
Ich werde dazu aufgefordert, mich dafür einzusetzen, dass Kinder lesen oder junge Menschen in ein Sinfoniekonzert gehen. Also sage ich: „Geht ins Sinfoniekonzert.“ Aber ich gehe ins Brauhaus.
Von Bernhard bis Brauhaus: Sie decken die ganze Themenpalette ab. Bei Interviews scheint es also hilfreich zu sein, zu allen nur denkbaren Themen eine Meinung zu haben?
Ich finde schon. Ich bin sozusagen eine „One-Man-Talkshow“. Ein ganz ganz großes Thema im Sinne von Tsunami hält sich noch drei Tage in den Medien, dann ist die Luft raus. Ich selbst habe mich ja bei keinem Journalisten beworben und gesagt: „Ich starte mit einer neuen Sendung. Können wir mal ein Interview machen?“ Viel mehr werde ich echt belagert mit Interview-Anfragen – und da ich nun mal ein glühender Freund der Presse und der Pressefreiheit bin, soll es an mir nicht liegen. Ich haue euch die Sprüche raus wie sonst nur... (überlegt) wen haben wir denn Gutes in der Politik?
Heutzutage haben wir Politiker wie Volker Kauder... eigentlich schade, dass es diese großen Politiker-Interviews von früher gar nicht mehr gibt.
… die mache jetzt ich!
Unvergessen ist ein großes Streitgespräch zwischen Helmut Schmidt und Helmut Kohl. Vermissen Sie das heute?
Peer Steinbrück ist schon einer, der solche Interviews noch gibt. Es geht nur alles viel schneller unter, weil die mediale Aufmerksamkeit irrsinnig groß ist. Was vielen leider oft nicht so klar ist: Man muss in jedem Interview mindestens einen zitierfähigen Satz abliefern, sonst findet man medial eigentlich gar nicht statt.