Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich schon über Interviews hing und nach dem zentralen Satz für die Überschrift gesucht habe.
Ich weiß! Das liegt aber daran, dass die meisten tierisch Schiss haben. Die meisten lassen sich von Beratern beraten, die meistens irgendwelche Pressetanten mit kaputtgefärbten Haaren sind. Hinzu kommt, dass ich es schon oft genug erlebt habe, dass dann auch noch der Journalist die einzige Pointe rausstreicht. Aber wie gesagt: An mir soll es wirklich nicht liegen. Ich gebe rund um die Uhr Interviews zu jedem Thema und habe eigentlich eine ähnliche Trefferquote wie der durchschnittliche deutsche Fraktionsvorsitzende... Finden Sie eigentlich meine Selbsteinschätzung überzogen?
Nein!
Sie würden es mir aber sagen, wenn es so wäre? Ich möchte bei Ihren Lesern nämlich nicht als abgehoben rüberkommen.
Wir haben eine sehr bodenständige Zielgruppe. Da passt das schon.
Im Sinne von geistig eher simpel strukturiert?
Ganz sicher nicht. Es ist eine Zielgruppe, die feuilletonistisch veranlagt ist – und doch dem Leben zugewandt. Passend zum Zielpublikum Ihrer Sendung, oder?
Toll! Eine solche Schnittmenge hat man selten.
Bevor Sie das Interview führen, erlaube ich mir noch eine Frage. In Interviews vor dem Start neuer Formate geht es ja immer auch um Publicity. Wie sieht ihr Plan denn nun für die kommenden Wochen aus? Dann geht es ja um die Show und nicht mehr um Interview-Zitate...
Ganz genau, dann muss solide und hart gearbeitet werden, um dieses große Vertrauen, das mir jetzt wieder entgegenschwappt, zu rechtfertigen. Weil ich das Ganze ja langfristig machen möchte, geht es einfach wieder Tag für Tag an die Arbeit. Mehr ist es nicht.
Inspiration könnte doch aus Amerika kommen. Da macht David Letterman eigene Bypass-Operationen und Affären zum Thema seiner Show. Für Sie wie gemacht?
Das ist absolut der Maßstab. Ich stehe für die erste Sendung wahnsinnig unter Druck, bin tierisch nervös und weiß auch gar nicht, ob ich es schaffe, in der gewünschten Form aufzutreten. Wenn die Sendung morgen nichts wird, bin ich natürlich weg, ne?
Das gilt auch für die erste Show Ihres Kollegen Günther Jauch, die nun über die Bühne gegangen ist?
Jauch fand ich extrem locker und souverän. Das war schon beeindruckend.
Gar nicht den Eindruck gehabt, bei „Stern TV“ zu sein?
Überhaupt nicht! Ich würd's Ihnen sagen, wenn es so wäre...
Eher wie bei Christiansen?
Es war einmalig. Ich war stolz, bei etwas völlig Neuem dabei gewesen sein zu können.
Herr Schmidt, herzlichen Dank für das Gespräch.