Was ist eigentlich anstrengender: Die richtige Frage oder die richtige Antwort?
Viel wichtiger ist eigentlich die richtige Frage, denn es geht ja darum, Assoziationsmöglichkeiten zu eröffnen. Schwierig wird es nur immer, wenn der Interviewer glaubt, er hätte ganz scharfe Fragen, die ich aber schon unzählige Male gehört habe – also ob ich nicht früher besser gewesen oder ob ich heute nicht lustlos sei. Da bin ich dann wie ein Politiker programmiert. Viel besser sind Fragen, die ein wenig abseitiger sind, sodass bei mir eine Assozisationsmaschinerie in Gang kommt.
Wie steht's um die Antwort? Was zeichnet eine perfekte Antwort aus?
Eine gewisse Knappheit ist bei Antworten immer wichtig, denn die Aufmerksamkeit der Leser soll ja nicht überstrapaziert werden. Außerdem muss die Antwort wahrhaftig sein – sie muss nicht stimmen, aber wahrhaftig sein.
Es kann also gut sein, dass Sie in einem Interview das genaue Gegenteil dessen erzählen, was Sie vorher schon einmal woanders gesagt haben?
Genau! Noch besser wird es, wenn ich selbst gar nicht mehr weiß, was ich überhaupt meine.
Sie hatten zum Beispiel vor vier Jahren in der „Zeit“ gesagt, das Fernsehen sei „quälend“ und Sie müssten sich im Theater „entgiften“. Das gilt also auch nicht mehr?
Das war tatsächlich so, hat sich seither aber gründlich geändert. In Interviews kommt dann darauf gerne mal der Satz: „Sie widersprechen sich ganz schön.“ Ich antworte darauf: „Da haben Sie Glück, denn es ist innerhalb von vier Jahren. Normalerweise widerspreche ich mich schon im selben Satz.“
Sie haben sich einen Schutzpanzer zugelegt, oder?
Nein, ich habe eher Spaß am Ausprobieren und überlege mir, wie sich das Interview lesen wird. Ich überlege mir, für welches Blatt ich es gebe und welche Klientel es liest. Mindestens so wichtig ist aber auch die Aufmachung. Meine Lieblingsaufmachung ist übrigens ganzseitig, mit von mir gesteuertem Foto in der Bildmitte.