Dirk Steffens
Aber irgendwie scheint es so als werden Naturfilme als nicht zeitgemäß angesehen...

In Deutschland ist es leider so, dass der Naturfilm immer ein bisschen belächelt wird. Er darf am Rande stattfinden, aber steht gegenüber einer politischen Reportage weitaus schlechter da. Das ist in Großbritannien zum Beispiel völlig anders. Da hat eine hochwertige Naturdokumentation einen höheren Stellenwert. Und es ist mir eben auch ein Anliegen, dieses Bewusstsein auch bei uns in Deutschland zu wecken. Die Klima-Erwärmung, die Energie-Problematik, die Natur-Katastrophen. Das sind relevante Themen.

Freut es Sie denn dann, wenn einzelne Ereignisse wie etwa der Welt-Klimagipfel im vergangenen Dezember kurzzeitig das Bewusstsein dafür schärfen oder ärgert es, dass das Interesse immer nur temporär auftaucht?

Neben den echten Naturgesetzen gibt es noch die unechten und dazu gehört das Nachrichtengeschäft, das ich ja beim Deutschlandfunk mal gelernt habe. Und von damals weiß ich noch genau, wie in Nachrichtenredaktionen gearbeitet wird. Sie können nur ganz bedingt eigene Themen setzen und müssen sich der Nachrichtenlage anpassen. Deswegen führen Erdbeben oder der Klimagipfel kurzzeitig zu einem Interesse an naturwissenschaftlichen Themen. Ich würde aber keinen Vorwurf formulieren wollen. Wichtig ist nur, dass es Medien gibt, die sich dafür intensiver mit diesen wichtigen Themen unserer Erde auseinandersetzen. Und das sind die Öffentlich-Rechtlichen, weil es ihre Aufgabe ist. Und ich versuche meinen kleinen Beitrag dazu zu leisten.
 
 
 
 
 
Aber mal ganz banal gefragt: Ist denn nicht irgendwann schon mal alles gefilmt worden?

Es ist vielleicht schon mal alles gefilmt worden, aber die Aufgabe der Wissenschaft ist ja nicht die Kamera drauf zu halten, sondern aus den Aufnahmen auch Erkenntnisse zu gewinnen. Und glauben Sie mir: Da hat die Wissenschaft noch viel zu erforschen. Nehmen wir das größte Tier der Welt: Den Blauwal. Gefilmt wurde er schon oft, aber wie genau er zum Beispiel seinen Nachwuchs zur Welt bringt, hat noch niemand gesehen. Es gibt noch viele Lücken. Und noch dazu verändert sich unsere Welt. Was also vor 10 Jahren gefilmt worden ist, kann heute durch Klima-Veränderungen, Naturkatastrophen oder menschliches Eingreifen völlig anders aussehen.

Hilft HDTV auch noch einmal einen neuen Blick auf die Welt zu gewinnen? Immerhin werden Naturdokumentationen liebend gern auch als Beispiel für die neue Bildqualität genommen...

Ja, High Definition hilft. Das Genre Dokumentation hat in den letzten Jahren verschiedene Methoden entwickelt, wie man es populärer machen kann. Eine davon ist der Einsatz von allerlei Technik-Spielzeug, das bei Naturfilmern weitaus mehr verbreitet ist als bei Nachrichtenreportern. High Definition ist international schon lange Standard, wir sind da in Deutschland Nachzügler. Aber es gibt auch andere technische Errungenschaften, die den Naturfilm weiterbringen. Wenn Sie zum Beispiel aus 500 Metern Höhe aus dem Helikopter unverwackelte Nahaufnahmen von einem Eisbär-Kopf machen können oder Unterwasser-Kameras einsetzen können. Mit diesen technischen Raffinessen arbeitet besonders die BBC sehr gerne.