Foto: Wolfgang LehmannGibt es in Ihren Augen ein Defizit im Medienjournalismus? Findet die Auseinandersetzung mit Moderatoren zu einseitig statt?

Ja. Das liegt vielleicht aber auch daran, dass einige Feuilleton-Journalisten auch mal gerne Fernsehen machen würden. Auf der anderen Seite ist es das Einfachste der Welt, bestimmte Leute cool zu finden und andere doof. Wir machen keine Sendung für Feuilletonisten. Wir machen die Sendung – vielleicht auch im Gegensatz zu anderen Kollegen – für den Zuschauer. Für diese Annahme sprechen zumindest die Quoten.

Wie gehen Sie mit der Kritik um?

Ich nehme sie ernst, wenn sie sich inhaltlich mit unserer Arbeit auseinandersetzt. Dann ist sie durchaus hilfreich.

Kritik gibt es auch, weil die Gäste Werbung für ihre Filme, Bücher und Platten machen oder gar Werbeträger für Firmen sind. Wie stellen Sie sicher, dass die Sendung sauber bleibt?

Das muss man von Fall zu Fall entscheiden. Wenn der Inhalt eines Buches spannend ist, dann ist es keine Schleichwerbung. Dann ist es Nutzwert für den Zuschauer nach dem Motto: Gutes Buch – das muss ich lesen.
 
 
Also ist jeder Auftritt O.K., wenn er redaktionell argumentiert werden kann?

Er ist dann in Ordnung, wenn er unterhaltsam ist und die Leute interessiert. Wenn sie die Thematisierung von Filmen, Büchern und CDs komplett verhindern wollen, müssen sie auch Sendungen wie "Aspekte" oder "Titel, Thesen, Temperamente" einstellen.

Stellen Sie eine wachsende Sensibilität auf Seiten des Senders fest?


Wir sind seit Anfang an sehr sensibel – ohne uns allerdings dabei selbst verrückt zu machen. Vielleicht gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem ZDF auch deshalb so einvernehmlich und erfolgreich.

Findet die Kritik an Johannes B. Kerner als Werbeträger ihren Niederschlag in der Redaktion?

Ja natürlich! Aber Johannes ist der Erste, der bei Angeboten abwinkt, wenn irgendeine Interessenkollision für ihn, die Sendung oder den Sender nicht hundertprozentig auszuschließen ist.
 
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie es mit der Sendung weitergeht und wie Johannes B. Kerner selber über sein Genre denkt.