Foto: Wolfgang LehmannIst eine Veränderung in Sicht? Denken die Promis um?

Nein. Dazu braucht man eine Leichtigkeit und die fehlt vielen Deutschen. Bestes Beispiel ist Götz George. Der kommt und will nur über seinen Film reden. Dafür gibt es Fachzeitschriften und das Feuilleton – und wen das interessiert, der liest es genau dort.

Talk ist dabei, wieder ein großes Thema zu werden. Auch in der Diskussion um die Christiansen-Nachfolge dreht sich vieles um Konzepte. Welchen neuen Aspekt kann man in das Genre noch einbringen?

Sie können den Talk nicht neu erfinden. Sie müssen dagegen Talkmaster finden, die vielschichtig interessiert und gebildet sind – wie eben Johannes B. Kerner und Günther Jauch.

Inwiefern?


Beide haben die Gabe, in ihrer Sendung Fragen zu stellen, die der Zuschauer Zuhause den Gästen auch stellen würde.
 


Kerner hat seine eigene Art. Er wirkt sehr zuvorkommend, stellt harte Fragen, die schnell wieder relativiert werden. Manchmal wirkt er auch unbeholfen, indem er sich für die Fragen dann entschuldigt. Wie viel Kalkül steckt dahinter?

Entscheidend ist, was der Gast in der Sendung erzählt. Bei uns ist im Gespräch mit Helmut Kohl zur Spendenaffäre mehr herum gekommen, als bei den Kollegen von „Panorama“. Und da ging es nicht um die Farbe der Socken, sondern wirklich um die Affäre. Für den Zuschauer ist es wichtig, von den Gästen etwas zu erfahren. Das funktioniert nicht, wenn ich einem Menschen im ersten Satz einen Vorwurf mache, ihn im zweiten Satz beleidige und im dritten Satz sage, dass ich ihn eigentlich gar nicht mag. Durch die intensive Vorbereitung wissen wir, was in der Sendung auf uns zukommt. Natürlich wird dann auch mal eine Frage zurückgezogen, wenn man merkt, es geht zu weit.

So wie im Gespräch mit Herrn Gebauer von Volkswagen im vergangenen Februar? Anschließend hieß es in der Presse, Kerner habe einen Coup verpatzt, da er nicht hart genug nachgefragt habe.

Aus dem Feuilleton heraus dürfen Sie wenig objektive Urteile zu Johannes B. Kerner erwarten. Das ist gelebte Abneigung. Das Gespräch mit Gebauer war ein gutes Interview. Es gab auch schon andere Interviews, in dem Johannes dreimal nachgehakt hat und hinterher lesen musste: Warum fragt der denn so hart? Wenn man sich die Sendung kontinuierlich anschaut, wird man feststellen, dass im Vergleich zu anderen Formaten sehr viel in den Gesprächen zu erfahren ist. Es schreibt keiner drüber, wenn wir eine gute Sendung machen. Einer schlechten Formulierung können Sie als Journalist aber wunderbar einen 60-Zeilen-Verriss folgen lassen.
 
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