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Nach allerlei wilder Spekulationen über das, was die Regierung bei der BBC plant, gibt es mit der Veröffentlichung eines Green Papers nun etwas mehr Gewissheit. Das Green Paper ist die Diskussionsgrundlage für die Erneuerung der BBC-Charta, die zum Ende des kommenden Jahres ausläuft und den Handlungsspielraum der öffentlich-rechtlichen Anstalt definiert. Auf inhaltlicher Ebene werden manche Unterhaltungsformate stark kritisiert, explizit geht es dabei unter anderem um "The Voice UK". Die BBC soll für die Rechte rund zwanzig Millionen Pfund gezahlt haben, während es bei ITV ja längst "The X Factor" als Gesangs-Casting gab. "Strictly Come Dancing", das manches Medium auch schon anzählte, sticht im Gegensatz positiv hervor, weil die Sendung im eigenen Haus entwickelt wurde und damit auch zusätzliche Einnahmen durch die Auslandsvermarktung generiert. Grundsätzlich soll aber überlegt werden, ob die BBC noch alle Genres abdecken oder der Sendeauftrag präzisiert werden sollte, um eine Quotenfixierung auf Kosten privater Anbieter zu vermeiden.
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Geht es um die Finanzierung der BBC, dann sieht man zwar Probleme bei der derzeitigen Licence Fee, eine leichte Lösung gebe es aber nicht. Langfristig sieht man hier eine Umwandlung in ein Abo-Modell vor – die BBC würde also zum Pay-TV-Sender werden. Weil aber derzeit längst nicht alle Haushalte über das technische Equipment, etwa eine Sky-Box, verfügen, lässt sich dies nicht in kurzer Zeit durchsetzen. Auf kurze Sicht gedenkt man daher, ein Beitragsmodell nach deutschem Vorbild einzuführen, um dem "iPlayer-Loophole" – für das Online-Angebot brauchen bislang keine Gebühren gezahlt zu werden – ein Ende zu setzen. In Erwägung gezogen wird hier im Gegensatz zum deutschen Rundfunkbeitrag aber ein verminderter Betrag für Single-Haushalte. Alternativ könnte auch die bisherige Licence Fee schlicht reformiert oder eine Kombination aus öffentlicher Finanzierung und Premiumdiensten, für die extra gezahlt werden muss, eingeführt werden.
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Auch beim kommerziellen Arm BBC Worldwide dürfte es zu Änderungen kommen – im Regierungspapier spricht man jedenfalls davon, dass man alle Reformmöglichkeiten in Betracht zieht. Dazu gehört auch eine Privatisierung des Unternehmens, um zu bewirken, dass sich die BBC bei der Entwicklung neuer Stoffe nicht zu sehr auf die internationale Vermarktbarkeit konzentriert, sondern auf die Bedürfnisse des britischen Gebührenzahlers. Anerkannt wird aber, dass BBC Worldwide damit durchaus auch Einnahmen für die BBC generiert und es auch unabhängigen Produzenten leichter macht, ihre Produktionen in die Welt zu verkaufen. Bei technischen Innovationen wie dem sehr beliebten iPlayer fragt die konservative Regierung, ob die BBC im Entwicklungsfeld auch zukünftig die Spitze anführen muss. Kritisch wird hier gesehen, dass die BBC es kommerziellen Anbietern schwer mache, Entwicklungen vor allem im Online-Markt zu monetarisieren.
"I think they should switch off the BBC for two months. Just put £24 into everyone’s bank account, and switch the BBC off for two months, and people would s*** themselves."
— Starmoderator Graham Norton zur Debatte um die BBC-Zukunft
Weitere Meldungen
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Die neunte Staffel von "Doctor Who" startet zwar erst in gut zwei Monaten auf BBC One, doch eine Aussage über die Zukunft der beliebten Sci-Fi-Serie lässt sich jetzt bereits treffen. BBC Worldwide hat im Jahresbericht nämlich bereits Investitionen in eine zehnte Staffel von "Doctor Who" angekündigt, womit eine Fortsetzung erstmals offiziell gemacht wurde. Weniger Grund zur Freude werden Anhänger der Sky1-Serie "Critical" haben. Nach nur dreizehn Folgen mit im Schnitt gerade einmal 192.000 Zuschauern hat Sky1 entschieden, dass die Krankenhausserie nicht verlängert wird. Verlängert wurde beim Bezahlsender derweil die Gameshow "Wild Thing", in der vier Zweier-Teams in einem Wildlife-Ambiente Challenges und Hindernisse bewältigen und dabei Goldmünzen finden müssen. Sechs Folgen der Show liefen im Frühjahr, vermutlich wird auch die Fortsetzung dann wieder im Frühjahr gesendet.
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Shaun das Schaf darf demnächst auch in der Primetime Unfug treiben – zumindest einmalig. Zwanzig Jahre nach dem ersten Auftritt in einem "Wallace & Gromit"-Film wird Shaun in diesem Jahr ein eigenes Weihnachtsspecial bekommen. In der halbstündigen Sendung "Shaun the Sheep: The Farmer's Llamas" trifft Shaun gemeinsam mit seinen Schafskollegen auf die verschmitzten Lamas Hector, Fernando und Raul, die allerdings nur Chaos anrichten, weshalb Shaun beschließt, dass er eingreifen muss. Der Privatsender ITV setzt dagegen in Zukunft wieder auf die Kraft der Hypnose. "You're Back In The Room" wurde um vier Folgen verlängert. In dem Format müssen fünf Kandidaten eigentlich simple Spiele bewältigen, sind dabei aber unter Hypnose gesetzt – ganz zum Amüsemant des Publikums.
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Channel 4 hat drei neue Reality-Formate angekündigt. "Never Seen a Doctor, Never Seen a Dentist" hat dabei gleich eindrucksvoll im Titel, worum es geht: Katie Piper besucht in drei Folgen Menschen, die es ablehnen zu Ärzten zu gehen. "Crash Test Dieters" begleitet derweil sechs Menschen, die verschiedene Diäten unter einem strikten Zeitplan durchführen. Dabei werden sie professionell begleitet und sollen am Ende herausfinden, welche Diät denn wirklich etwas brachte und welche nur Probleme machte. "Made Over By", das dritte neue Format, begleitet in vier Folgen eine Frau, die von drei verschiedenen Gruppen umgestyled wird. Der Bezahlsender Watch versucht unterdessen in einer neuen Show, das Thema Kochen mit Zockern zusammenzuführen. Vier Kandidaten sollen in "Humble Pie" jeweils drei Gerichte kochen und sich gegenseitig bewerten. Besonderer Kniff der Show: Sie sollen in einer Art Poker-Runde außerdem einschätzen, wie Profi-Koch Marco Pierre White die Gerichte bewerten wird. An diesem Punkt kann die Show mit kleinem Gewinn verlassen werden – oder eben das beste Pokerface aufgesetzt werden und das große Geld abgeräumt werden. Geplant sind acht Folgen, die ab September laufen sollen.
UK-Quoten-Update
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Ein durchschlagender Erfolg war "Big Brother" in diesem Jahr nicht. Zwar bewegte sich die Realityshow über dem Senderschnitt, war von Top-Werten aber auch deutlich entfernt. Gerade einmal 1,22 Millionen Zuschauer interessierten sich dann auch nur noch für das Finale, das Channel 5 am vergangenen Donnerstag live sendete. Mehr als 6,7 Prozent holte die vergleichsweise teure Eigenproduktion damit nicht. Im vergangenen Jahr endete die reguläre Staffel immerhin noch mit 8,3 Prozent und rund anderthalb Millionen Zuschauern. Eher durchwachsen lief auch "Love Island", eine Art Kuppel-"Big-Brother" bei ITV2. Zwar bewegte sich die Sendung stets leicht über dem Senderschnitt, aber auch hier hätten es gut und gerne ein paar Zuschauer mehr sein dürfen. Die letzte reguläre Ausgabe am vergangenen Dienstag kam so nur auf 2,3 Prozent und 458.000 Zuschauer. Zum Finale am Mittwoch stieg das Interesse immerhin aber noch einmal. Mit 684.000 Zuschauern wurde ein Bestwert eingefahren, der einen Marktanteil von 3,6 Prozent bedeutete.
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"The Outcast" überzeugte dann wohl doch nicht alle Zuschauer: Nach dem durchaus ordentlichen Start interessierten sich am Sonntag nur noch 3,63 Millionen Zuschauer für den zweiten und letzten Teil der kurzen Miniserie. Das Period-Drama, in dem ein Junge seine Mutter ertrinken sieht und in die Obhut des überforderten Vaters gelangt, erreichte damit lediglich 18,2 Prozent und lief damit unter dem Senderschnitt von BBC One. Immerhin lag der öffentlich-rechtliche Sender damit aber vor ITV, wo "Joana Lumley's Trans-Siberian Adventure" das Niveau der Vorwoche halten konnte und damit dreieinhalb Millionen Zuschauer bzw. 16,5 Prozent unterhielt. "Humans" schlägt sich unterdessen bei Channel 4 noch immer gut und erreichte mit über zwei Millionen Zuschauern stolze zehn Prozent. Während BBC One mittwochs mit "The Interceptor" einen Quotenkiller im Programm hat und damit nur 11,5 Prozent holte, kann ITV montags mit der Polizei-Doku "Rookies" zufrieden sein. Nach der zufriedenstellenden Premiere in der Vorwoche schalteten fast alle auch zur zweiten Ausgabe wieder ein. 3,17 Millionen Zuschauer erreichte ITV mit "Rookies" an diesem Montag und damit einen Marktanteil von 15,8 Prozent.