Vor wenigen Wochen hat Joyn, das Streamingportal von ProSiebenSat.1 und Discovery, seine Programmpläne für das laufende Jahr bekanntgegeben (DWDL.de berichtete). Mit "Katakomben" steht nun die erste hochwertige Serie des Jahres in den Startlöchern, ab dem 11. März sind die sechs Folgen im Premium-Bereich von Joyn zu sehen. Am Dienstagabend haben die Macher das Projekt vorgestellt und dabei betont, dass "Katakomben" der erste große Fiction-Aufschlag des Jahres werden soll. 

Head-Autor Florian Kamhuber, der mit der NeueSuper gleichzeitig auch noch Produzent der Serie ist, hat bei der digitalen Presseveranstaltung erklärt, wie die Idee zur Serie entstanden ist. Der gebürtige Münchner wollte schon länger eine Serie im Crime-Milieu entwickeln, kannte die Katakomben der Stadt aber gar nicht. Dann las er einen Artikel im "SZ Magazin" über eben diese Katakomben in der Stadt, in der er aufgewachsen war - und plötzlich hatte Kamhuber die Idee, die Geschichte weiterzuspinnen und daraus eine Serie zu machen. Im Laufe der Recherche habe er dann auch erfahren, dass im Münchner Untergrund nicht nur viele Obdachlose leben, sondern in der Vergangenheit auch illegale Raves stattgefunden haben. 

In der Serie geht es um reiche Heranwachsende, die man bei Joyn etwas zu oft als "Rich Kids" bezeichnet. Diese Rich Kids sind es, die in den Katakomben der Stadt eine illegale Party feiern und damit in die Welt von den Personen eindringen, die in der klassischen Gesellschaft vermeintlich keinen Platz mehr haben. Als ein Feuer ausbricht, gerät der Rave außer Kontrolle. Dutzende Verletzte und drei vermisste Jugendliche sind die Bilanz der Partynacht. Erzählt wird einerseits der Clash der Kulturen, andererseits aber auch die Geschichte von ermittelnden Polizisten und Baulöwen, die nur Profit im Sinn haben. Nach und nach treten Konflikte auf, die auch in der Realität nicht wegzudiskutieren sind. 

Man starte bewusst plakativ in die Serie, um die Zuschauer hineinzulocken, sagt Florian Kamhuber. Aber spätestens ab Folge zwei zeige sich, das es ein klassisches schwarz/weiß nicht gäbe. Niemand ist nur gut oder böse, niemand schuldig oder nicht schuldig. Regisseur Jakob M. Erwa, der neben Kamhuber auch Head-Autor war, sagte am Dienstag bei der Vorstellung der Serie, das man auf Augenhöhe habe erzählen wollen. Man wollte nicht poppig sein, sondern wahrhaftig. Deshalb hat er die MaskenbildnerInnen vor der Arbeit auch auf die Straße geschickt, damit die ein Gefühl dafür bekommen, wie Obdachlose tatsächlich leben. Den Schauspielern einfach ein bisschen Ruß ins Gesicht schmieren, reiche ihm nicht, so Erwa. 

Ich wollte Vielfalt und Inklusion im Cast haben. Das war aber auch nie eine Diskussion, alle waren sofort dabei.
Jakob M. Erwa, Regisseur und Head-Autor

Ein weiteres wichtiges Anliegen war den Machern, Diversität abzubilden. "Wir wollten keine 0815-Besetzung", erklärte Lena Wickert, Executive Producer und Team Lead Original Production bei Joyn.  Man habe sowohl neue als auch etablierte Gesichter im Cast und bilde verschiedene Altersstufen hab, insgesamt sei das Ensemble sehr weiblich, so Wickert. "Ich wollte Vielfalt und Inklusion im Cast haben. Das war aber auch nie eine Diskussion, alle waren sofort dabei", sagt Jakob M. Erwa. Die Diversität hat man versucht, wie selbstverständlich in die Serie einzubinden. Da wäre etwa der Staatsanwalt Dominik Liebknecht zu nennen, gespielt von Yung Ngo. Man habe sich bewusst dazu entschieden, der Rolle einen klassisch deutschen Namen zu geben. Auch im Jahr 2021 ist das an anderer Stelle oft noch keine Selbstverständlichkeit. 

"Haben noch so viel zu erzählen"

Wie so viele Projekte in der Vergangenheit wurde auch "Katakomben" durch die Corona-Pandemie beeinflusst und teilweise auch ausgebremst. Die Dreharbeiten begannen bekanntlich Ende Januar 2020 - und damit nur wenige Wochen vor dem ersten deutschlandweiten Lockdown. Als die Regierung das Land im Frühjahr des vergangenen Jahres herunterfuhr, hatte man noch drei Wochen Dreh vor sich - im Sommer liefen die Arbeiten dann wieder an. Den Schnee, den es da nicht mehr gab, musste man mit viel SFX-Aufwand herstellen. 

Bleibt die Frage, ob und wenn ja wie es perspektivisch weitergehen könnte für die Serie der Produktionsfirma NeueSuper. Florian Kamhuber übte sich am Dienstag in Diplomatie und erklärte, man habe einerseits eine abgeschlossene Geschichte, andererseits am Ende der sechsten Folge aber auch noch einmal eine ganze Welt aufgerissen. Das sei eine Einladung gewesen, "um in die Tiefe zu schauen". Ergo: Weitererzählen zu dürfen. Der Wunsch sei in jedem Fall eine Fortsetzung, so Kamhuber. Dass man noch genügend Stoff für eine zweite oder dritte Staffel hätte, daraus machte auch Lena Wickert von Joyn kein Geheimnis. Und dennoch wird man jetzt erst einmal schauen müssen, ob die User die Serie in einem großen Ausmaß bei Joyn Plus+ finden. Aber: "Wir haben noch so viel zu erzählen", sagt Wickert.