Chapeau, Lutz Knappmann. Der sehr geschätze Kollege aus dem Medienressort der "Financial Times Deutschland" kann am Tag 2 nach dem Relaunch der Wirtschaftszeitung mit einer Exklusiv-Story punkten, wie es sie im Medienressort der "FTD" lange nicht gegeben hat. Es geht um nicht weniger als das Ende einer Ära: Der Musiksender MTV zieht sich aus dem FreeTV-Wettbewerb zurück und wird zum PayTV-Sender. Doch was zunächst klingt wie ein Aprilscherz, ist keiner. MTV Networks Deutschland-Sprecherin Marie-Blanche Stössinger bestätigte noch am späten Montagabend gegenüber DWDL.de den Bericht der "FTD". Dort erklärt Dan Ligtvoet, Deutschland- und Nordeuropachef von MTV Networks, den radikalen Schritt: "Wir erreichen dadurch künftig eine besser ausbalancierte Verteilung der Erlöse."
Mit anderen Worten: Zusätzliche Einnahmen aus Abo-Gebühren sollen die stark konjunkturabhängigen Werbeerlöse ausgleichen bzw. aufstocken. Verbreitet wird MTV über die Abo-Angebote der Kabel-, Satelliten- und Breitbandplattform-Betreiber. Mit mehreren Kabelnetzbetreibern sowie auch Sky habe man sich bereits geeinigt. Gespräche mit weiteren Verbreitungspartnern laufen noch, berichtet die "FTD". Im Zuge des Wechsels von MTV vom Free- zum PayTV soll die Schwestermarke VIVA als weiter frei empfangbares Programm zum zentralen Entertainment- und Musikkanal des Unternehmens in Deutschland ausgebaut werden. Oder wie es Ligtvoet (Foto) formuliert: "Viva wird damit auch ein frei zugängliches Schaufenster zu unserer Programmwelt."
Dort übrigens, das verriet MTV-Sprecherin Stössinger am späten Abend gegenüber DWDL.de, wird künftig auch das vielfach gelobte Format "MTV Home" zu sehen sein. Die Sendung überlebt also. Die Premiere gebe es in Zukunft bei MTV, die Wiederholung später bei VIVA. Damit ist die Sendung mit Klaas Heufer-Umlauf und Yoko Winterscheidt auch weiterhin im FreeTV zu sehen. Solche Zugpferde braucht das neue VIVA auch, denn MTV Networks-Chef Ligtvoet hat große Ziele: Der Marktanteil von VIVA bei den 14- bis 29-Jährigen soll von 1,8 Prozent schon im nächsten Jahr auf 2,5 Prozent und mittelfristig auf 3 Prozent wachsen. Ein stärkeres VIVA soll so "einen guten Teil" der Werbeerlöse erhalten können. Im PayTV wird dem umgestellten MTV Anfang 2011 noch ein weiterer neuer Ableger zur Seite gestellt: Der neue Kanal MTV brand new soll sich rund um die Uhr ausschließlich Musikclips widmen. Online will MTV Networks künftig auch stärker auf kostenpflichtige Angebote setzen. "Unsere Strategie ist, Inhalte überall dort anzubieten, wo die Nutzer sie sehen wollen", erklärt der deutsche MTV Networks-Chef.