Hoffnungsschimmer für das Team von N24: Nachdem ProSiebenSat.1-Boss Thomas Ebeling schon im vergangenen Jahr deutlich gemacht hat, dass man N24 aufgrund der hohen Kosten nicht in der bisherigen Form als Nachrichtensender weiterbetreiben wolle und einen möglichen Verkauf an einen strategischen Investor als "gute Option" bezeichnet hatte, melden sich nun erste konkrete Interessenten zu Wort.
In einem Interview mit dem "Tagesspiegel" kündigte N24-Geschäftsführer Thorsten Rossmann an, den Sender im Rahmen eines Management-Buyouts übernehmen zu wollen. Dabei hat Rossmann noch prominente Unterstützer an Bord: Neben Rossmanns Co-Geschäftsführern würden sich auch Ex-"Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust sowie Thorsten Pollfuß, einst kaufmännischer Leiter von Spiegel TV und Chef der Produktionsfirma A+I beteiligen. Sie würden eine gemeinsame Beteiligungsgesellschaft gründen, deren operative Führung bei Rossmann liegen solle.
"Der Vorstand prüft jetzt konkret, den Sender zu verkaufen. Vor diesem Hintergrund habe ich mich entschieden, mein unternehmerisches Interesse an N 24 deutlich zu machen", so Rossmann gegenüber dem "Tagesspiegel". Der Kaufpreis für N24 und deren Tochtergesellschaft Maz & More sei zum jetzigen Zeitpunkt schwer einzuschätzen und "hängt von den Rahmenbedingungen ab, die noch zu definieren sind", sagte Rossmann.
Unterdessen betonte Thomas Ebeling in einem Gespräch mit der "FAZ" erneut, dass es "eine von mehreren Optionen" sei, den Sender zu verkaufen. Eine schnelle Entscheidung wird es aber nicht geben. Bis Ende des ersten Quartals sollen alle Optionen für N24 geprüft und bewertet werden, erst danach werde man entscheiden, ob man den Sender verkaufen wolle. Auch bei einem Verkauf würde N24 wohl weiter die Nachrichten für Sat.1, ProSieben und kabel eins zuliefern. "Es geht primär darum, eine Lösung und eventuell einen Partner zu finden, der auch inhaltlich ein gutes Konzept hat. Je nachdem wäre auch ein mehrjähriger Liefervertrag für Nachrichten für unsere Free-TV-Sender denkbar", so Ebeling gegenüber der "FAZ".
Das wäre ohnehin auch die Voraussetzung dafür, dass Rossmann, Aust und Co. überhaupt Interesse an einer Übernahme von N24 hätten. "Für uns wäre die Beauftragung des Senders mit der Nachrichtenproduktion eine wesentliche Voraussetzung für unser Geschäftsmodell." Auch unter der neuen Führung müsste N24 dann allerdings Kosten senken. Je nachdem wie groß der Betrag, den ProSiebenSat.1 für die Nachrichten überweist, künftig noch sein werde, müsse N24 restrukturiert werden. Rossmann unterstrich aber auch, dass möglichst viele der N24-Mitarbeiter bleiben sollten. Rossmann: "Wir glauben, dass wir das besser hinkriegen als jeder andere Käufer."
Als Alternative zum Verkauf prüft man bei ProSiebenSat.1 auch nicht näher benannte neue Produktionsmethoden, um die Kosten zu senken. Ebeling: "Es ist doch unbestreitbar, dass Nachrichten heute beinahe zu einem öffentlichen Gut geworden sind, das vielerorts erhältlich ist, vor allem im Internet. Vor diesem Hintergrund sehen wir uns an, ob es zu traditionellen Produktionsmodellen gute Alternativen gibt."
Derzeit macht N24 nach Darstellung von ProSiebenSat.1 für sich allein genommen einen zweistelligen Millionenbetrag Verlust pro Jahr, wenn man die Zahlungen für die Nachrichtenproduktion für ProSieben, Sat.1 und kabel eins herausrechnet. 65 Millionen Euro zahlen die anderen Sender dem N24-Redaktionsausschuss zufolge für die Nachrichtenproduktion, durch Werbung und sonstige Erlöse erwirtschaftet N24 zudem selbst noch 30 Millionen Euro. Die Programm- und Verbreitungskosten liegen bei 75 Millionen Euro.