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Frank Hoffmann kann sehr zufrieden sein. Das Experiment "X Factor" ist geglückt und das obwohl es für den VOX-Geschäftsführer risikoreicher war als es jetzt im Nachhinein aussehen mag. Ob Deutschland wirklich noch eine Castingshow brauche, war die im Vorfeld des Starts meistgestellte und berechtigte Frage an alle Beteiligten. Dazu kam, dass VOX zuletzt mit Experimenten im Programm wenig Glück hatte: Ob werktägliche Talkshow am Nachmittag oder eine Quizshow mit Dirk Bach - wann immer der Sender zuletzt versuchte, sein Programmspektrum um eine neue Farbe zu erweitern, ging es schief.

Jetzt ist der Durchbruch geschafft: Mit "X Factor" hat VOX die Bühne der großen Fernsehunterhaltung betreten und wird sie so schnell auch nicht wieder verlassen. Wie VOX vor dem Finale am Dienstag gegenüber DWDL.de bestätigte, wird der Sender die Castingshow in eine zweite Staffel schicken. Selten dürften sich Fans wie auch TV-Kritiker über die Fortsetzung einer Unterhaltungsshow gemeinsam so gefreut haben, wie in diesem Fall: Selbst die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", sonst nicht gerade aufgeschlossen gegenüber seichter TV-Unterhaltung, überschlug sich mit Lob für die Sendung aus dem Hause Grundy Light Entertainment.

Ute Biernat© Grundy LE

Es sind verdiente Streicheleinheiten für die Produzentenseele. "Wir sind sehr glücklich mit 'X Factor'", erklärt Produzentin Ute Biernat im Gespräch mit DWDL.de. Es ist ein ungewohntes Gefühl für Sie: Die anderen beiden Castingshows aus dem Hause Grundy Light Entertainment, "DSDS" und "Supertalent", stehen in der Regel unter Dauerbeschuss von Kritikern und Medienwächtern. Bei der für VOX produzierten Sendung scheinen jedoch alle zufrieden zu sein. Auch wenn man sich beim Sender zwischenzeitlich unnötigerweise selbst die Laune verdarb.

Nach starkem Auftakt bei der großen Schwester RTL konnte die erste von VOX gezeigte Ausgabe von "X Factor" sogar zulegen und sorgte mit Marktanteilen in der jungen Zielgruppe von 15 bzw. 17 Prozent dafür, dass die Castingshow auf Anhieb die erfolgreichste Primetime-Eigenproduktion des Senders wurde. Berauscht von diesem gelungenen Zuschauertransfer wurden die Ziele intern deutlich angehoben - und die Werbepreise gleich ebenso. Doch wie bei jeder Castingshow so kam es auch bei "X Factor" nach den ersten Castings und vor dem Start der Studio-Shows zu einem Einbruch der Quote. Die Enttäuschung darüber war angesichts des vorherigen Jubels jedoch hausgemacht und nicht zwingend nötig.

Dass man dann noch bei den Live-Shows gegen Fußball-Länderspiel und einen Überraschungserfolg wie "Die Wanderhure" Probleme hatte, liegt nicht am Format und dessen Umsetzung. Hier wird man vielleicht noch einmal über den Sendeplatz der nächsten "X Factor"-Staffel nachdenken müssen. Im Umfeld der Produktion wird der Donnerstag- oder Sonntagabend ins Spiel gebracht. Beide hätten aber auch ihr Risiko und ohnehin ist noch nicht klar, zu welcher Jahreszeit VOX die nächste Staffel platzieren will. Für diese Spekulationen ist es jedoch noch sehr früh. Naheliegender ist eine Bilanz der ersten Staffel.