Trauer um Gisela May: Die Schauspielerin und Sängerin ist am Freitag im Alter von 92 Jahren in Berlin gestorben. 1924 in Wetzlar als Tochter des Schriftstellers Ferdinand May und der Schauspielerin Käte May geboren, absolvierte sie bereits in jungen Jahren die Leipziger Schauspielschule. 1951 ging sie nach Berlin ans Deutsche Theater, ehe sie ab 1962 über drei Jahrzehnte lang dem Berliner Ensemble angehörte.
Über viele Jahre hinweg verkörperte sie Bertolt Brechts "Mutter Courage" - und wurde für ihre Leistung über die Landesgrenzen hinaus bewundert, so etwa in Frankreich, Italien und den USA. May, die sich schnell als ausdrucksstarke Interpretin der Brecht-Weill-Chansons einen Namen machte, war eine der wenigen Künstler der DDR, die das Privileg hatten, ins westliche Ausland reisen zu dürfen.
"Meine Eltern waren leidenschaftliche Antifaschisten, politisch engagiert. Eine Schallplatte, die sie besaßen, das war nach der Uraufführung der Dreigroschenoper, die wurde bei uns nur heimlich gespielt. Das war ausgesprochen gefährlich, zu erzählen, dass man diese Sachen besaß", sagte sie einmal im Deutschlandradio Kultur. "Aber ich war fasziniert, mit zwölf Jahren schon - den Mackie-Messer-Song, den konnte ich trällern, wie andere einen Schlager gesungen haben."
Für ihre Leistungen erhielt die gefeierte Schauspielerin später unter anderem den DDR-Nationalpreis 1. Klasse, das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse sowie den Deutschen Kleinkunstpreis. Einem breiten Publikum wurde Gisela May nach der Wende bekannt, als sie in der erfolgreichen ARD-Serie "Adelheid und ihre Mörder" an der Seite von Eveyln Hamann in die Rolle der "Muddi" schlüpfte.