"Lass die Affen aus'm Zoo": Mit diesem Titel ist Bremen Next um 14:00 Uhr auf Sendung gegangen - und nur wenig später suchten die Moderatoren schon nach dem "derbsten Hurensohn in der Redaktion". Die Ansprache ist ungewöhnlich und sie wird gewiss nicht jedem gefallen. Das machten die Verantwortlichen von Radio Bremen schon eine Stunde zuvor deutlich, als sie der Presse ihr neues crossediales Projekt vorstellten. Das soll sich an junge Bremerinnen und Bremer im Alter zwischen 14 und 25 Jahren richten und neben einem auch via UKW verbreiteten Radioprogramm zusätzlich Bewegtbildinhalte liefern, die speziell für soziale Netzwerke wie Facebook, YouTube, Instagram und Snapchat entwickelt werden.
Und so leistet sich das chronisch klamme Radio Bremen ab sofort einfach beides. "Wir wollen uns das leisten", macht Intendant Jan Metzger deutlich, auch wenn man "nicht über Nacht reich geworden" sei. Millionen könne man jedenfalls nicht verschenken. Er stellte allerdings klar, dass es ohne den erfolgten Finanzausgleich innerhalb der ARD wohl schwer geworden wäre, das crossmediale Angebot an den Start zu bringen. Tatsächlich gibt sich Radio Bremen mit Blick auf Bremen Next erstaunlich sparsam: Nur etwas mehr als eine Million Euro lässt man sich das Angebot kosten, das dann doch sehr vielfältig daherkommt und recht eindrucksvoll beweist, dass keineswegs immer riesige Summen nötig sind, um neue Wege zu gehen.
Man müsse "mit kleinsten Mitteln sehr kreativ umgehen", betont Metzger, der aber die Notwendigkeit für Bremen Next sieht - auch, weil sonst die Gefahr bestehe, irgendwann auszusterben. "Wenn wir von allen einen Beitrag nehmen, dann müssen wir auch allen ein Angebot machen", sagt der Intendant. Anders als das Junge Angebot von ARD und ZDF, das noch im Herbst starten soll, will Bremen Next konsequent regional daherkommen, auch wenn man eine Zusammenarbeit ganz bewusst nicht ausschließen möchte. "Die Redaktion zeigt die besten Ecken, aber auch die größten Probleme der Region", so Helge Haas, Leiter des Bereichs Junge Angebote bei Radio Bremen. Weil gut ein Drittel der Zielgruppe im Bundesland Bremen einen Migrationshintergrund hat, soll sich dies in der Zusammensetzung der Redaktion - und damit letztlich im Programm - widerspiegeln. Oder um es mit den Worten des Intendanten zu sagen: "Wir machen kein Programm für weiße protestantische Gymnasiasten."
Zum Start will Bremen Next im Radio montags bis freitags am Morgen und Nachmittag sowie am Wochenende zwischen 10 und 14 Uhr moderierte Sendungen anbieten. Hinzu kommen Spezialsendungen, die am Abend den Nerv der jungen Zielgruppe treffen sollen. Ein angedocktes Studio soll außerdem die Produktion von Reportagen und Videos ermöglichen. Mutig und authentisch will man sein, gleichzeitig aber auch professionell, so Felicia Reinstädt, die entsprechend wenig von verwackelten Bildern hält. "Wir machen kein Studentenradio", stellt sie klar. "Ganz neue redaktionelle und technische Denk- und Arbeitsweisen" wünscht sich indes Jan Weyrauch und hofft dadurch auf Impulse fürs gesamte Haus: "Da kann Bremen Next Vorreiter für unsere anderen Programme werden."