„Das Sommerloch ist in diesem Jahr gestopft mit tollen Projekten und Produktionen. Wir produzieren zum Beispiel die Gameshow-Klassiker 'Familienduell', 'Jeopardy', ‚Ruck Zuck' und 'Glücksrad', die RTLplus ab September ausstrahlt und unser Übertragungswagen ist zurzeit in Südamerika. Nobeo ist wieder beim größten Sportereignis überhaupt beteiligt“, erklärt Stefan Hoff, Geschäftsführer der Nobeo im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Den Zuschlag für die Gameshow-Produktionen bekam man aufgrund eines Konzepts, das über die Bereitstellung der Studio-Kapazitäten hinaus ging: Für die vier von zwei verschiedenen Firmen - UFA Show&Factual sowie Sony FFP - produzierten Gameshows wird das gleiche Set genutzt. Die Idee und Realisierung erfolgte von der Nobeo in Form einer Produktionsbeistellung. Wenn die Sendungen ab September bei RTLplus und RTL laufen, wird man bei der Nobeo die Daumen drücken: Ein anhaltender Gameshow-Boom käme dem Studiobetreiber im Kölner Süden sehr gelegen.
Mit mehreren kleineren Studioflächen saß man zuletzt zwischen XXL-Shows und on location gedrehten Scripted Realitys zwischen den Stühlen. Mit mehr Eigenleistung will das Unternehmen aus Hürth im Wettbewerb punkten. „So haben wir auch aus der Not, dass zunehmend pilotiert wird, eine Tugend gemacht und auf eigene Kosten ein sogenanntes White Label Studio installiert. Hierdurch bieten wir allen Kreativen und Produzenten sowie den Sendern und MCNs die Möglichkeit, unter professionellen Rahmenbedingungen, aber ohne größeren Aufwand neue Formate auszuprobieren“, so Hoff. „Ich glaube nach wie vor nicht, dass der Erfolg von Formaten an schierer Größe von z.B. Studios oder Maße an Equipment gemessen werden kann. ‚Carpool Karaoke‘ ist ein Beleg für ein Format, bei dem die Idee und eine smarte Umsetzung, nicht aber Größe entscheidend ist.“
Für den in Hürth ansässigen Studiobetreiber waren die beiden vergangenen Jahre knifflig. Da spielt Geschäftsführer Stefan Hoff mit offenen Karten: „Die Jahre 2014 und 2015 waren herausfordernd. Viele Formate sind gar nicht oder nicht mehr in der Anzahl an Sendungen produziert worden. Die Auslastung war nicht mehr gegeben.“ Die Euro Media Group, Mutter des Unternehmens, hielt aber den Rücken frei. „Als Geschäftsführer genieße ich das Vertrauen meiner Gesellschafter nicht nur in guten Zeiten, sondern insbesondere in Zeiten, wo es etwas rauer zugeht. Das bietet auch die Gelegenheit sich durch Ruhe und Gelassenheit auszuzeichnen, die Lage zu analysieren, Entscheidungen zu treffen und das Unternehmen wieder zurück in ruhiges Fahrwasser zu lenken.“ Über Dauer-Produktionen wie „Stern TV“ und „Wer wird Millionär?“ sei man in solchen Zeiten besonders dankbar.
Spricht man Hoff auf die Ermittlungen des Bundeskartellamts zu Preisabsprachen zwischen Studio-Betreibern an, die für die Münchener Bavaria Film und die Studio Hamburg-Tochter Studio Berlin in Geldbußen mündete, fällt seine Antwort nach einigem Überlegen kurz aber die Botschaft eindeutig aus: „Nobeo zählt nicht zu den mit Bußgeldern bestraften oder gar tatbeteiligten Unternehmen, deshalb kann ich zu dem Sachverhalt nichts beitragen.“ Hintergrund dieser wohlüberlegten Formulierung: Beteiligt als Kronzeuge - und somit von einer Geldbuße befreit - war der Kölner Konkurrent MMC. Dennoch seien Wettbewerber nicht nur Wettbewerber. Man arbeite bei Bedarf gerne zusammen, „wenn es um die Anmietung von externen Studiokapazitäten oder die Bereitstellung unseres Ü-Wagens oder eine Produktionskooperation geht.“
Seit 2014 ist Stefan Hoff Vorstandsvorsitzender des Verbandes Technischer Betriebe für Film und Fernsehen e.V. (VTFF). Dass man von dem Verband möglicherweise noch nicht viel gehört hat, ist durchaus Strategie. „Statt sich permanent beschwerend über die Gepflogenheiten der Branche auszulassen, versuche ich die im Wettbewerb stehenden Unternehmen im Rahmen der Verbandsarbeit für gemeinsame Ziele der Branche zu interessieren“, sagt Hoff. Man habe eine Untersuchung der technisch-kreativen Dienstleister in der Film- und TV-Produktion in Auftrag gegeben; stehe im aktiven Austausch mit den öffentlich-rechtlichen und privaten Sendeanstalten sowie Medienpolitik, informiere gemeinsam mit den Berufsgenossenschaften über Arbeitssicherheit bei Film- und TV-Produktionen und ist im Beirat des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) vertreten. Darüber hinaus ist der VTFF auch im FFA Verwaltungsrat vertreten.
Der 48-Jährige ist kein Lautsprecher. Nicht einmal im eigenen Haus. „Ich lege die Verantwortung für unsere Produktionen immer in die Hände unserer projekt- und produktionsverantwortlichen Mitarbeiter. Unsere Kunden sollen wissen, wer ihre Ansprechpartner sind. Diese Aufgabe kann eine Person naturgemäß nicht übernehmen.“ Sein Fokus liege abseits des Tagesgeschäfts, auch im Ausbau des Unternehmens. Sind Investitionen am Standort Hürth geplant? „Selbstverständlich kann ich mir vorstellen, das Unternehmen weiter auszubauen. Deshalb bin ich eigentlich seinerzeit von der Euro Media Group geholt worden. Aber solch ein Wachstum muss wirklich einen Mehrwert für das Unternehmen schaffen. Diese Möglichkeit hat sich bisher nicht ergeben, aber ich bleibe natürlich wachsam.“
Wie auch die Branche selbst, ist Hoff zuversichtlich - und sorgt sich auch nicht um professionelle und damit teurere Dienstleister in Zeiten der Produktion in Eigenregie. „Die gute Nachricht ist, dass die Nachfrage nach Bewegtbild-Content ungebrochen ist. Auch wenn nicht jeder Kunde oder jede neue Entwicklung gleichbedeutend mit neuem Geschäft ist, sehen wir doch die große Erwartungshaltung an Qualität. Die kann nur durch professionelle Infrastruktur, gut ausgebildetes Personal und neues Technik erbracht werden kann. Und das ist unser USP.“