Die Randale im Stadion von Marseille nach dem Spiel zwischen England und Russland waren am Samstag zunächst nicht im Fernsehen zu sehen - sehr zum Ärger des ZDF, das an besagtem Abend live berichtete. Auch einen Flitzer, der sich wenig später noch Zugang zum Spielfeld verschaffte, bekamen die Zuschauer zunächst nicht zu sehen. Sie mussten sich alleine auf die Beschreibungen des Kommentators verlassen, weil das von der UEFA zur Verfügung gestellte Weltbild auf die Ausstrahlung entsprechender Bilder verzichtete.
"Wir wollen nicht, dass Szenen von Gewalt im Fernsehen zu sehen sind", erklärte der Fußballverband, der damit auf Unverständnis bei den übertragenden Sendern stößt. "Wir waren nicht zufrieden mit dem Bildangebot nach Abpfiff des Spiels England gegen Russland, das haben wir deutlich angemerkt", sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz den Kollegen der dpa. "Wir gehen davon aus, dass wir alle relevanten Bilder bekommen. Das beinhaltet nicht nur Bilder vom Spielfeld, sondern auch alles, was abseits passiert."
Im Ersten waren am Tag danach dann doch noch die Szenen der Ausschreitungen im Stadion zu sehen - aufgenommen von Kameras der ARD. Doch auch dort zeigt sich man verärgert. "Wir haben die UEFA aufgefordert, uns solche Bilder kurzfristig zur Verfügung zu stellen", sagte ARD-Teamchef Jörg Schönenborn gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. "Darüber hinaus werden wir alles daran setzen, derartige Vorfälle mit eigenen Teams und Kameras zu dokumentieren - wie es uns am Samstag ja auch gelungen ist."
Auch bei der Europameisterschaft vor vier Jahren hatte es Streit um die von der Uefa zur Verfügung gestellten TV-Bilder gegeben. Damals war es um eine Szene gegangen, die den Bundestrainer Joachim Löw zeigte, wie er einem Balljungen von hinten den Ball stibizte. Obwohl der kuriose Moment während des Spiels zwischen Deutschland und den Niederlanden zu sehen war, entstand das Material bereits vor dem Anpfiff. Das ZDF hatte sich deshalb auch damals bei der Uefa beschwert.