Die Geschichte von MyVideo ist eine Geschichte der sich wandelnden Positionierungen. Einst war das Video-Portal angetreten um ebenso wie das RTL-Angebot Clipfish dem übermächtigen YouTube zu begegnen. User Generated Content war bei der Gründung im Jahr 2006 das Schlagwort der Stunde. In den Folgejahren wurde das Angebot um eigene Segmente etwa für Musikvideos und Special Interest-Rubriken sowie vereinzelt von Sendern der ProSiebenSat.1-Gruppe übernommenen Serien ergänzt.

Im Sommer 2012 positionierte ProSiebenSat.1 seine Video-Plattform dann als ersten Fernsehsender im Internet neu. Mit Online-Premieren von US-Serien wie „Sons of Anarchy“ und „Spartacus: Blood and Sand“ sowie eigenproduzierten Web-Formaten wie dem Gamingformat „Let’s Play Together“ oder der eigenen Sitcom „Mission Housemen“ sollte MyVideo ein schärferes Profil als eigenständiges Programmangebot erhalten. Erreichten auch einige Inhalte zwischenzeitlich Kultcharakter, so blieb der Erfolg insgesamt aus.

Bereits vor gut einem Jahr kam es zum personellen Umbau an der Spitze sowie Stellenabbau bei der ProSiebenSat.1-Tochter Magic Internet und dem damit verbundenen MyVideo. Im Zuge der Neupositionierung wurde der User Generated Content-Bereich von MyVideo bereits im Herbst 2015 komplett eingestellt. Die TV-Inhalte von ProSieben, SAT.1 und Co werden inzwischen nicht mehr auf MyVideo, sondern ausschließlich auf den Senderportalen angeboten.

Was bleibt damit übrig von MyVideo? Eine „Premium Content Discovery Plattform“ nennt man es bei ProSiebenSat.1 und hat damit einen sicheren Anwärter auf den Euphemismus des Jahres im Rennen. Konkret besteht die Website vorerst aus Tipps zu aktuellen Kinostarts, neuen Games und Serien sowie Filmen, bei denen man letztlich einfach zu Maxdome weitergeleitet wird. Das Angebot soll über die kommenden Monate sukzessive ausgebaut werden. Mehr dazu will man in Kürze verraten. Die erst im vergangenen Jahr gestartete MyVideo-Serie „Der Lack ist ab“ mit Kai Wiesinger und Bettina Zimmermann soll mit einer neuen Staffel künftig bei einem der TV-Portale angeboten werden.

MyVideo Screenshot© MyVideo


Zudem und losgelöst von dem alten MyVideo arbeitet der überwiegende Teil des bisherigen MyVideo-Teams in Berlin derzeit an einem neuen linearen Video- Angebot, das ebenfalls noch dieses Jahr an den Start gehen soll. Hierbei werde man künftig verstärkt mit kleineren Produktions-Firmen aus dem In- und Ausland kooperieren und neue Special-Interest-Formate für neue Zielgruppe anbieten. Ähnliches probiert RTL II ab Ende Mai mit seinem linearen Digital-Angebot RTL II You.

Hinter der eleganten Formulierung „überwiegenede Teil des bisherigen MyVideo-Teams“ stecken nach DWDL.de-Informationen jedoch auch weitere Kündigungen im Team der zuletzt geschrumpften Videoplattform. Nähere Aussagen dazu wollte ProSiebenSat.1 jedoch nicht machen. Der zu erwartende Rückgang der Video-Abrufzahlen bei MyVideo soll insbesondere durch eine stärkere Nutzung der Onlineangebote der TV-Sender kompensiert werden. Die sollen durch die neue Aufstellung gestärkt werden.

So setzt ProSiebenSat.1 im Bereich Digital Video künftig auf die folgenden Säulen: Die digitalen Sendermarken, das kostenpflichtige Maxdome sowie das noch zu entwickelnde, neue MyVideo und das neue lineare Digitalangebot.