Bevor die Mediengruppe RTL Deutschland an diesem Mittwoch ihr neues Hauptstadtstudio eröffnen wird, hat sich deren Geschäftsführerin Anke Schäferkordt - gleichzeitig Co-CEO der RTL Group - in einem Gastbeitrag im "Handelsblatt" zu Wort gemeldet und sich für einen besseren Urheberrechtsschutz für geistiges Eigentum stark gemacht. Es seien vor allem die "klassischen" Medienunternehmen, die journalistische und kreative Wertschöpfung finanzierten und damit erst möglich machten - "auch in der digitalen Medienwelt", erinnerte Schäferkordt.
Der Kreislauf werde jedoch nachhaltig gestört, "wenn Inhalte ungefragt kopiert, zu einem neuen Angebot gebündelt und über das Netz verbreitet" würden, so die RTL-Chefin im "Handelsblatt" mit Blick auf die professionelle Piraterie. "Ein starker Urheberrechtsschutz ist daher unverzichtbare Voraussetzung für eine funktionierende deutsche Kreativwirtschaft." Kritik äußerte sie auch am Kartellamt, dem sie Überregulierung vorwarf. "Im Markt für Online-Videowerbung konkurrieren die europäischen TV-Unternehmen mit weltweit agierenden Giganten. Einerseits ermahnt uns die Politik beständig, wir mögen unsere Geschäftsmodelle weiterentwickeln, um mit den US-Internetriesen Schritt zu halten. Andererseits wurde in Deutschland eine gemeinsame, senderübergreifende Technikplattform für Fernsehen auf Abruf schon vor dem Start untersagt."
Was sie meint, ist das Projekt "Amazonas", bei dem RTL und ProSiebenSat.1 vor einigen Jahren gemeinsame Sache machen wollten - lange bevor Netflix und Amazon mit ihren VoD-Angeboten auf den deutschen Markt drängten. Anderen Marktteilnehmern werde erlaubt, was den Rundfunkunternehmen untersagt sei. "Eine bislang wenig hilfreichen Anwendung des Kartellrechts, Schwächen bei der Durchsetzung von Urheberrechten und ein geradezu absurdes Geflecht wenig zeitgemäßer Werbevorschriften - diese Faktoren behindern die deutsche und europäische Kreativindustrie und machen damit andere stark", merkte Schäferkordt in ihrem Gastbeitrag kritisch an. "Wir als Unternehmen nehmen die Herausforderungen an. Jetzt ist es Zeit, auch die Medienregulierung neu zu denken."