Beim Bayerischen Rundfunk schien man in der vergangenen Woche überrascht gewesen zu sein von den hohen Wellen, die der Auftritt des bayerischen Finanzministers Markus Söder (CSU) in der BR-Soap "Dahoam is Dahoam" schlug. Dieser durfte in der Serie unverblümt unter anderem zu Protokoll geben, dass Bayern in Sachen Internet-Ausbau auf dem Land "Vorbild in ganz Deutschland" sei und man ein Programm für mehr Kinderbetreuung aufgelegt habe - dass der Bayerische Rundfunk später erklärte, der Auftritt sei von einem sechsköpfigen Autorenteam "ohne jeglichen Einfluss von außen" gekommen und Söder habe sich inhaltlich an das Drehbuch gehalten, machte die Situation letztlich kaum besser.
"Die Serie greift als Spiegelbild des täglichen Lebens immer wieder aktuelle Themen, auch aus der Politik, auf", ließ der Sender vor wenigen Tagen mitteilen. "Um die Glaubwürdigkeit der fiktiven Charaktere zu unterstreichen, entstand die Idee, auch einen realen Politiker in einer Folge auftreten zu lassen." BR-Fernsehdirektorin Bettina Reitz betonte darüber hinaus, die Idee sei gewesen, Fiktion und Realität erzählerisch zu vermischen. Die politische Ausgewogenheit ergebe sich "über einen gewissen Zeitraum verteilt". Es seien auch Gastauftritte von Politikern anderer Parteien geplant. Zugleich räumte sie jedoch ein, dass dieses Gesamtkonzept besser hätte angekündigt werden müssen.
Doch aller Erklärungsversuche zum Trotz scheint BR-Intendant Ulrich Wilhelm - einst übrigens Regierungssprecher der schwarz-gelben beziehungsweise schwarz-roten Bundesregierung - nicht zufrieden zu sein mit dem Krisenmanagement der vergangenen Tage. Im "B5-Medienmagazin" sagte Wilhelm, dass zwar immer wieder Politiker in Sendungen und Serien ohne politische Inhalte zu Gast gewesen seien - wie zum Beispiel der damalige OB Christian Ude in "München7" oder Gerhard Schröder in "Wetten, dass..?". Es sei allerdings problematisch, dass Markus Söders Gastauftritt mit politischen Inhalten verbunden gewesen sei. Der Intendant kündigte in diesem Zusammenhang eine baldige interne Befassung mit diesem Thema an.
Er selbst sei im Vorfeld nicht von der Serien-Redaktion informiert worden, betonte Wilhelm und sagte gleichzeitig, dass er ansonsten zur Zurückhaltung geraten hätte. Wilhelm widersprach zugleich indirekt einer in der vorigen Woche verschickten Pressemitteilung seines Senders, wonach Söders Aussagen in der Soap "wiederholt kritisch hinterfragt" worden seien. Anders als in politischen Sendungen, seien Nachfragen bei vorformulierten Äußerungen nicht möglich. Er halte den Auftritt daher für problematisch. So problematisch, dass die Söder-Folge momentan sogar nicht mehr in der BR-Mediathek zu finden ist.