So langsam scheint der Mut zu schrägen Formaten für ein junges, netzaffines Publikum im öffentlich-rechtlichen Trend zu liegen. Nach "Lerchenberg" im ZDF, "Die unwahrscheinlichen Ereignisse im Leben von..." im WDR Fernsehen oder "Mann/Frau" im Bayerischen Rundfunk legt nun der WDR mit seiner Mockumentary "Endlich Deutsch!" nach.

Der ziemlich absurde, äußerst unterhaltsame Vierteiler feiert am Tag der Deutschen Einheit Online-Premiere unter endlichdeutsch.wdr.de, bevor die Folgen am 12. und 13. Oktober auch im WDR Fernsehen und ab 15. Oktober im Wochenrhythmus bei Einsfestival laufen. Die erste TV-Produktion der bislang auf Werbung und Kurzfilme spezialisierten Kölner Firma eitelsonnenschein vermischt bewusst Dokumentation und Satire - und das bei einem heiklen Thema: den Integrationskursen für ausländische Bewerber um die deutsche Staatsbürgerschaft.



"Ich finde die Grundsituation eines Integrationskurses - unabhängig von der politischen Ebene - erst einmal lustig", sagt Autor, Regisseur und Produzent Lutz Heineking, jr. im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Da sitzen 20 Menschen aus aller Herren Länder im Klassenraum und lernen Deutschsein. Das ist doch ein Quell der Absurditität und Missverständnisse." Folgerichtig lässt Heineking die Erlebnisse der Russin Natalia, des Griechen Gorgos, der Serbin Jasmina, des Tunesiers Samir und des Eritreers Daniél rund um ihre Einbürgerung von Schauspielern darstellen - ohne Drehbuch, mit viel Improvisation und so mancher Überspitzung.

Doch die Geschichten entstanden zum Teil auf Basis real existierender Lebenssituationen. So genau weiß man als Zuschauer nie, wo die gesellschaftliche Wirklichkeit aufhört und das Spiel mit Fiktion anfängt. Die Szenen spielen mal im Kursraum, mal in der Kölner Straßenbahn, im Schrebergarten oder im Karneval. In einer Folge treffen die Kursteilnehmer den Bundestagsabeordneten Wolfgang Bosbach, Mitglied des Beirats für Integration. 1Live-Moderator Andreas Bursche führt als Reporter durch das Geschehen, in das er jedoch zwecks weiterer Überspitzung auch kurzerhand mal eingreift.

"Der WDR bezeichnet es als Mockumentary, für mich ist es eher eine Dokumentation mit starken fiktiven Elementen", so Heineking. Den Auftrag erhielt er, als er mit seiner Firma einen Imagefilm für die junge Radiowelle 1Live produzierte. Deren Programmchef Jochen Rausch verwaltete nämlich bis voriges Jahr den WDR-Innovationstopf - und fand sofort Gefallen an Heinekings skurriler Idee. "Das Format ist prima dazu geeignet, dass wir unseren oftmals verkrampften Blick lockern und unsere Vorurteile überprüfen", so Rausch.