Im vergangenen Herbst hatte die TV-Messe MIPCOM in Cannes nach langer Zeit mal wieder einen klaren Favoriten unter den TV-Machern und -Händlern, die an die französische Mittelmeerküste gereist waren: Das israelische Medienhaus Keshet, verantwortlich u.a. auch für die Vorlage zur US-Serie „Homeland“, legte mit „Rising Star“ den Beweis vor, dass sich Musik-Casting auch nach „The Voice“ noch einmal neu erfinden kann - u.a. durch eine spektakuläre visuelle Umsetzung und Social Media-Elemente. Das bewertete auch RTL so - und sicherte sich noch während der Messe die deutschen Rechte an dem Format.

"'Rising Star' hat alle Elemente der klassischen Musikcastingshow, bringt das bekannte Genre der Castingshows jedoch auf ein neues Level", sagt RTL-Geschäftsführer Frank Hoffmann. "Sowohl für die Kandidaten als auch für die Zuschauer wird es spannender, emotionaler durch die neue Interaktivität. Die Zuschauer sind Bestandteil der Show und somit noch näher dran am Geschehen mittels der noch nie dagewesenen Social Media Integration." Doch ob man die Show auch zeitnah nach Deutschland bringen würde, war nach dem Rechte-Erwerb bis heute morgen unklar.

So hatte sich die Mediengruppe RTL Deutschland vor Jahren beispielsweise die Rechte an „X Factor“ gesichert - ohne sie eigentlich nutzen zu wollen. Doch als Konkurrent Sat.1 an „X Factor“ interessiert war, wollte man einen potentiellen Hit lieber vom Markt kaufen. Erst Jahre später wurde es dann für VOX umgesetzt. Doch dieses Schicksal ereilt „Rising Star“ nicht: Noch 2014 will RTL das Format bei uns auf Sendung bringen. Für ein genaueres Sendedatum ist es noch zu früh, auch Jury und Moderation stehen noch nicht fest. Im Casting-Aufruf am Donnerstag heißt es: „Egal wie alt, ob alleine, zu zweit oder als Band - RTL sucht Gesangstalente für Deutschlands erste interaktive Castingshow ‚Rising Star‘.“



Bewerben können sich Kandidaten bis Ende April. Eine Überraschung ist übrigens der Produzent der Show. Mehrere Produktionsfirmen hatten sich Hoffnung auf den sicher nicht gerade kleinen Produktionsauftrag gemacht, am Ende machte die 100-prozentige RTL-Tochter Norddeich TV das Rennen. Überraschend deshalb, weil Norddeich TV bislang nicht für große Show-Produktionen bekannt war. Die erste und einzige Primetime-Show war die „Guinness“-Show für RTL - vor einem halben Jahrzehnt. Offenbar wollte RTL wohl unbedingt produzieren, aber der Tochter UFA Show&Factual, sonst Haus- und Hoflieferant für Castingshows, kein externes Format produzieren lassen.

Was ist so neu an „Rising Star“? Alle Shows sind live und finden von Beginn an vor großem Studiopublikum statt. Der Clou: Die Kandidaten singen zunächst mit Blick auf eine große LED-Wand. Eine Jury im Studio aber mehrheitlich die Fernsehzuschauer zuhause voten live in Echtzeit via App, ob sie den Auftritt gut oder schlecht finden. Jedes positive Voting lässt unmittelbar das Profilfoto des Zuschauer oder Juroren auf der LED-Wand im Studio erscheinen. Überzeugt ein Kandidat, sieht er so immer mehr Gesichter von TV-Zuschauern oder Juroren, die ihn unterstützen.

Ist noch während des Auftrittes eine gewisse Marke an Zustimmung erreicht, fährt die monumentale LED-Wand nach oben und gibt dem Kandidaten den Blick auf die Jury und die Zuschauer im Studio frei. Dann ist der Kandidat eine Runde weiter. „Sing mit deiner Stimme alle an die Wand!" heißt das von RTL ausgegebene Motto der neuen Castingshow, die in Israel im vergangenen Jahr ein Überraschungshit wurde und bis zu 58 Prozent Marktanteil erreichte. Auch die Social Media-Beteiligung in Israel war imposant mit mehr 10 Millionen Votes via App, die von 1,5 Millionen Zuschauern runtergeladen wurde und das in einem Land mit insgesamt 8 Millionen Einwohnern.

So ein Erfolg hat seit der MIPCOM in Cannes viele Fernsehsender rund um den Globus neugierig gemacht. Lizenzgeber Keshet International, der  Distributions- und Produktionszweig der israelischen Keshet Media Group, konnte die Show mittlerweile in 11 Märkte verkaufen, darunter auch an ITV in Großbritannien und ABC in den USA, aber auch nach Brasilien, Spanien, Frankreich und Russland.