Während Das Erste bei der jahrzehntelangen Praxis bleibt, in der Woche vor der Wahl keine neuen Umfrageergebnisse mehr zu veröffentlichen - unter anderem mit dem Hinweis, dass die Zahlen "in einer wichtigen politischen Phase vielleicht eher für Irritation als für Information sorgen" könnten, so WDR-Chefredakteur Schönenborn - brach das ZDF in diesem Jahr erstmals mit dieser Tradition und präsentierte am Donnerstagabend eine aktuelle Ausgabe seines "Politbarometers". Zumindest die grafische Aufbereitung der Zahlen im "Politbarometer" im Rahmen des "heute-journals" sorgte nun tatsächlich für Irritationen.
So ermittelte die Forschungsgruppe Wahlen für die FDP einen Stimmenanteil von 5,5 Prozent, sofern bereits jetzt Bundestagswahl gewesen wäre - und damit den knappen Einzug in den nächsten Bundestag. Der gelbe Balken bekam allerdings nur eine minimale Höhe und fiel kleiner aus als der der Euro-kritischen AfD, obwohl dieser nur 4 Prozent bescheinigt wurden. Das war nicht die einzige Ungereimtheit: Die Grünen und die Linkspartei trennt nach Balkengröße mehr als eine ganze FDP - in Wahrheit liegen die beiden aber nur 0,5 Prozentpunkte auseinander, wie sowohl aus Theo Kolls Moderation als auch aus der Beschriftung der Balken hervorgeht.
Enen verschiedentlich bereits im Web diskutierten Manipulationsvorwurf weist das ZDF zurück und verweist auf einen Softwarefehler: "Theo Koll hat die Projektion im 'heute-journal' korrekt vorgetragen. Auch in der eingeblendeten Grafik waren die Zahlen korrekt. Lediglich die Höhen einiger Balken wurden wegen eines Software-Fehlers im Verhältnis fehlerhaft angezeigt. Dieser Fehler wurde inzwischen behoben. Der Software-Fehler betraf nicht die Online-Grafiken des ZDF. Dafür wird eine andere Software verwendet."