Das Licht geht an, die schönen Tänzerinnen betreten die Bühne. Und dazwischen stehen sie plötzlich: Joko und Klaas. "Heinz Wäscher wäre stolz auf uns", scherzen sie nach diesem Auftritt, der für einen kurzen Moment den Eindruck vermittelte, wie das früher gewesen sein muss, in den großen Shows, von denen die Großeltern einst erzählten. Doch für Joko und Klaas hat die eigentliche Show noch gar nicht begonnen. Die vermeintlichen Retter des deutschen Fernsehens, die manch einer sogar schon bei "Wetten, dass..?" gesehen hat, haben an diesem Abend aber schon mal zahlreiche Journalisten nach Hamburg gelockt. Sie alle wollen wissen, was das Duo künftig bei ProSieben tun wird. So recht hat das am Ende der Veranstaltung vermutlich aber auch niemand gewusst.
Doch das gehört zum Teil des Konzepts. Erwarte das Unerwartete, könnte man sagen. Und das fängt schon beim Titel der Sendung an. "neoParadise" war als Name bereits weitgehend sinnfrei, doch der Titel der neuen ProSieben-Show kann ihn locker toppen: "Circus Halligalli" nennt sich das Format, das überraschend bereits ab dem 25. Februar jeweils montags um 22:15 Uhr laufen wird. "Circus Halligalli"? Ja, wirklich - kein Scherz. Sie meinen es wirklich so. "Der Titel macht so wenig Sinn wie die Titel davor", scherzt Klaas Heufer-Umlauf und fügt wenig später nicht ohne einen gewissen Stolz hinzu: "Das ist der beste Show-Titel, der uns jemals eingefallen ist." Darüber, wie es dazu kam, kann nur spekuliert werden. Doch genau genommen trifft es der Name ganz gut, weil die Show auch in Zukunft eine Art Wundertüte sein soll.
Auch zuletzt wusste man ja nie so recht, was als nächstes passiert. Einen Zirkus stellt das neue Studio übrigens gar nicht dar - auch wenn der Titel es vermuten lässt. Viel mehr orientiert sich die Kulisse am Untergeschoss eines in die Jahre gekommenen Hotels, ließen die beiden durchsickern. Dort gibt's Musik, es wird gefeiert und getrunken - "auch wenn die Prohibition gilt", sagen sie. "Da trifft sich die Unterwelt." Will heißen: "Circus Halligalli" kann alles sein, nur nicht berechenbar. Die Fans ihrer bisherigen Shows bei MTV und ZDFneo wolle man jedenfalls, so betonten Klaas und sein Kollege Joko Winterscheidt immer wieder, nicht enttäuschen. Und so wird das Studio zwar größer als bisher - auf bekannte Protagonisten wie Oma Violetta, Olli Schulz und Palina wird man aber nicht verzichten müssen.
Mainstream sieht gewiss anders aus. Dafür wollen nicht nur Joko und Klaas sorgen, sondern auch die Endemol-Tochter Florida TV, die das Format produziert. "Wir werden uns treu bleiben", verspricht Joko und sein Kollege sagt später: "Wir werden dafür sorgen, dass wir unsere bisherigen Zuschauer nicht enttäuschen." Viel mehr wolle man weiterhin das machen, worauf man Lust habe. Das Schöne ist: Man nimmt es ihnen ab. "Für uns ist es jede Woche aufs Neue die Erfindung einer Show", schwärmt Joko. Damit dürfte er die Fans erst mal beruhigen. Spannend wird das Experiment ProSieben aber allemal, schließlich sendeten die beiden bislang bloß vor kleinem Kreis. "Jetzt wird der Druck ein bisschen größer", gibt Klaas umunwunden zu. Bisher habe man schließlich immer nur laut geschrien. "Jetzt müssen wir es auch mal probieren."
Immerhin hatten Joko und Klaas durch Sendungen wie "17 Meter" und ihr "Duell um die Welt" schon mehrfach die Gelegenheit, in ihrer neuen Heimat Luft zu schnuppern. "Wir sind bei ProSieben. Und zwar so richtig", sagte Klaas, nicht aber ohne hämisch hinzuzufügen: "So wie die das vor einem halben Jahr schon behauptet haben." Damals verkündete ProSieben bereits eine exklusive Zusammenarbeit mit dem Duo, obwohl das Ende von "neoParadise" noch gar nicht bekannt war. Nun wird's aber tatsächlich ernst - auch mit Blick auf die Quoten. Das wissen übrigens auch Joko und Klaas. Waren es bisher bei ZDFneo 30.000 Zuschauer, habe man die Quoten ignoriert, erinnert sich Joko. Bei 60.000 habe man gesoffen - und bei 100.000 eine Mail vom Sender erhalten. "Wenn das diesmal auch so ist, wär's super." Ein paar mehr Fans als bei ZDFneo sollten es aber natürlich schon sein.
Bei ProSieben gibt man zum Start von "Circus Halligalli" nach außen aber erst mal bewusst keinerlei Ziele aus - und stellt stattdessen lieber einen langen Atem in Aussicht. Die Show sei jedenfalls auf Open End ausgelegt, betont ProSieben-Chef Wolfgang Link selbstbewusst. Und Joko und Klaas sind ohnehin davon überzeugt, die richtige Wahl getroffen zu haben. "Schwachsinn muss man sich bei ProSieben nicht erbetteln", scherzt Klaas und gibt schon mal die Richtung für den "Circus Halligalli" vor: "Wir machen eine Unterhaltungssendung mit festlich inszeniertem Trash." Selbst vor längeren Beiträgen will man nicht zurückschrecken. Vor großen Emotionen erst recht nicht: "Sie werden lachen und Sie werden sich wahnsinnig schämen", sagt er an die Journalisten gewandt und stellt schon mal in Aussicht, dass es auch mal traurig werden kann. "Spätestens, wenn die Quoten kommen."