Es klingt reichlich abstrus: Mit den Worten "Ich habe dieses Interview diesem Kanal nicht gegeben" bestreitet Margot Honecker, willentlich dem NDR für das Interview zur Verfügung gestanden zu haben, das im Rahmen der viel beachteten Dokumentation "Der Sturz - Honeckers Ende", die am heutigen Donnerstag um 20:15 Uhr noch einmal im NDR Fernsehen wiederholt wird, gezeigt worden war. Laut der linken Tageszeitung "junge Welt" sei das Interview unter der Vorspiegelung falscher Tatsachen quasi erschlichen worden.
Am Mittwoch legte dann der Berliner Verleger Frank Schumann nach. Friedler habe ihn im September 2011 zu Frau Honecker begleitet, als er diese aufgrund von Recherchen zu zwei Buchprojekten besucht habe. Margot Honecker habe im November 2010 eine Anfrage des Verlages, ob sie auch für ein von Friedler geplantes Filmprojekt "Honeckers in Lobetal" als Zeitzeugin zur Verfügung stehe, klar abgelehnt. Daher sei Friedler als "technischer Assistent der edition ost, der Ton- und Bildaufzeichungen für die beiden Buchprojekte machen würde", bei Margot Honecker eingeführt wurde. Schumann bestreitet auch, dass es einen Kameramann und zwei Kameras gegeben habe, lediglich Schumann, Friedlicher und Honecker seien anwesend gewesen, eine Kamera sei dauerhaft mitgelaufen, um Aufnahmen fürs Archiv herzustellen. Zunächst habe Schumann das Interview geführt, später habe Friedler seine Fragen gestellt.
Der NDR reagierte erneut umgehend mit einem Dementi. "Selbstverständlich waren die Aufnahmen für eine Sendung im Fernsehen bestimmt und nicht für ein
Archiv. Dem NDR liegt eine uneingeschränkte, von Margot Honecker unterzeichnete Einverständniserklärung zur Veröffentlichung der Interviews vor. Die im Film befindlichen Interviews wurden alle ausschließlich von Herrn Friedler geführt. Dabei ist Eric Friedler selbstverständlich nicht als 'technischer Assistent der edition ost' aufgetreten, wie Herr Schumann behauptet. Darüber hinaus wurde während der Begegnung klar, dass es sich um eine Aufzeichnung für das Fernsehen handelt", heißt es in einer Presse-Erklärung von Patricia Schlesinger.
Und weiter: "Herr Schumann hat zu keinem Zeitpunkt die Kamera bedient. Dass vielmehr ein professioneller Kameramann zugegen war, kann keinem der Beteiligten, auch Herrn Schumann nicht, entgangen sein. Der Kameramann hat auch die Reise von Herrn Friedler und Herrn Schumann - zum Beispiel im Flugzeug - dokumentiert, auch dieser Umstand wurde im Film offen dargelegt." Dass Schumann als Vertrauter und Berater Honeckers das Interview begleiten sollte, sei im Vorfeld der Dreharbeiten von Margot Honecker zur Bedingung gemacht worden. Der NDR habe dafür die Hotel- und Flugkosten Schumanns übernommen. Schon deshalb habe es über die Zugehörigkeit zum NDR keinen Zweifel geben können. Sonstige Vereinbarungen zwischen dem NDR und Schumann habe es nicht gegeben, so der NDR.