Am Donnerstagmorgen legte die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) ihren Bericht für das erste Quartal vor. Insgesamt monierten die Jugenschützer zwölf Verstöße im Rundfunkbereich. Besonders heraus ragt dabei eine Folge der "Super Nanny" bei RTL, in der die KJM einen Verstoß gegen die Menschenwürde sah. Darin wurde gezeigt, wie eine Mutter ihre fünfjährige Tochter anschreit, ihr mit Schlägen droht, sie ignoriert und schließlich auch schlägt, ohne dass das Kamerateam eingreift. Das Kind werde in seinem sozialen Achtungsanspruch verletzt und zum Objekt der Zurschaustellung degradiert, so die KJM. Die Sendung hätte aus Sicht der KJM überhaupt nicht im Fernsehen gezeigt werden dürfen.
Fast schon ein wenig kurios mutet im Vergleich dazu eine andere Beanstandung an: In einer "Galileo"-Ausgabe zum Thema "Selbermachen von Möbeln" wurde unter anderem gezeigt, wie ein geklauter Einkaufswagen zum Möbelstück umgebaut wird. Dass gezeigt werde, wie Erwachsene den Wagen entwenden und umbauen, werde kaum der Vorbildfunktion gerecht. "Die Sendung konterkariert geltende Werte und Normen, indem sie vermeintlich Anlass und Anstoß zu einer Straftat liefert", so die KJM. Die Sendung hätte aus Jugendschutzsicht erst nach 20 Uhr ausgestrahlt werden dürfen.
Mit "Talk Talk Talk" gab es zudem einen weiteren Rüffel für einen KJM-Dauergast. In der Sendung werden Ausschnitte aus Talkshows gezeigt, häufig aus anderen Ländern, in denen es recht deftig zugeht. Besonders übel stieß den Jugendschützern diesmal eine Sequenz auf, die die Homosexualität zweier Frauen thematisiert. Die auftretenden Talkgäste würden zum Zweck der
Unterhaltung vorgeführt, die Moderatoren wiesen unter anderem auf Sprachfehler und mangelnde Intelligenz hin. "Das Angebot ist geeignet, Kinder sozialethisch zu desorientieren und damit zu beeinträchtigen", so die KJM. Auch diese Sendung hätte demnach erst nach 20 Uhr gezeigt werden dürfen.
Nicht einverstanden war die KJM auch mit der Reportage "Die Frau, die Leiden schafft: Das Handwerk der Domina", die von AZ Media bei RTL im Rahmen der Drittsendeverpflichtung gezeigt wurde. Mit vielen expliziten Sado-Maso-Szenen sei es nur um einen "selbstzweckhaft-voyeuristischen Einblick in die tabuisierte Branche" gegangen. Die Bilder der "bizarren Sexualpraktik SM" könnten Jugendliche unter 18 Jahren überfordern, so die KJM. Zudem sei es problematisch, den Beruf der Domina als "übliche und weit verbreitete Tätigkeit" darzustellen, bei der man als junge Frau einfach und schnell Geld verdienen könne.
Ins Visier der Jugendschützer geriet auch das MTV-Format "Wildboyz", das "Jackass" ähnelt. Unter anderem gehören mutwillige Selbstverletzungen und "leicht zu adaptierende Mutproben" zu den Inhalten. Die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) hatte zwei Ausgaben nur mit Auflagen für das Hauptabendprogramm freigegeben. MTV habe diese Schnitt-Auflagen aber nicht umgesetzt, so die KJM. "Das Zeigen nicht ungefährlicher Mutproben trägt nach
Auffassung der KJM zu einer risikobehafteten Beeinflussung der physischen und psychischen Integrität Heranwachsender bei", so die Einschätzung der Jugendschützer. In dieser Form hätten sie daher erst nach 22 Uhr gezeigt werden dürfen.