Drei neue Formate schickte das ZDF in dieser Woche als Sommervertretung von "Markus Lanz" bzw. "Maybrit Illner" auf Sendung: Am späten Dienstagabend war es die „Lars Reichow Show“, am Mittwoch die Doku-Reihe „Schöne harte Welt“ mit Christian Rach und am Tag darauf der „Donnerstalk“ mit Dunja Hayali. Die Qualität der Sendungen steigerte sich dabei in zeitlicher Abfolge. Die „Lars Reichow Show“ war eine unentschlossene Mischung aus Comedy und Talk, die keiner Fortsetzung bedarf. Die Reise von Christian Rach und vier prominenten Begleitern in die Herkunftsländer unserer Lebensmittel war weitaus ehrenhafter. Durch seine Rückkehr zu RTL ist eine Fortsetzung hier allerdings ausgeschlossen.
Für den „Donnerstalk“ wäre das ZDF sehr gut beraten, sich schon jetzt zu überlegen, wie sie ein selbstgeschaffenes Schlamassel löst: Dunja Hayalis Premierensendung offenbarte so viel Entwicklungspotential, dass sie selbst und wir als Zuschauer mehr verdienen als nur vier Wochen Sommervertretung für „Maybrit Illner“. Jedes Lob für Hayali soll dabei nicht als Kritik am Polittalk von Illner verstanden werden. Das Dümmste an der Sendung ist ihr Titel: „Donnerstalk“. Wortspiele sind ja nun ohnehin stets mit Vorsicht zu genießen, aber hier legte man sich darüber hinaus noch ohne Not auf einen Wochentag fest - und verkauft das Gesamtkonzept der Sendung unter Wert.
Den Talk im Studio (mit erfreulicherweise überschaubar großen Studio-Publikum) ergänzen schließlich eine persönliche Reportage von Hayali sowie Magazin-Einspieler zu den weiteren Themen und dem jeweiligen Promi-Reporter am Ende der Sendung. Mit dieser Mischung erinnert der „Donnerstalk“ immer wieder an „Stern TV“ und ziemlich genau das, was Johannes B. Kerner so gerne machen wollte. Kerners Traum ist jetzt Hayalis Wirklichkeit - und wir können froh darüber sein. Zum Auftakt ging es um den Hass gegenüber Flüchtlingen, Cyber-Mobbing und den Wert von Therapie-Hunden. Sich in 60 Minuten drei Themen nicht nur oberflächlich nähern zu wollen, ist eine Herausforderung.
So musste Hayali leider das Gespräch mit Publizist und Internet-Experte Sascha Lobo sowie dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden der AfD, Alexander Gauland, kurzerhand abwürgen um im Zeitplan zu bleiben. Das war ein etwas unrühmliches Ende des Themas, das mit einer im wahrsten Sinne des Wortes eindrucksvollen Reportage begann: Dunja Hayali bei Protesten gegenüber Flüchtlinge auf der Suche nach Antworten bei den sonst so lauten, ihr gegenüber jedoch erstaunlich stummen Demonstranten. Starke Bilder, die sich trauen, eine angesichts dieser Demonstranten ratlose Reporterin zu zeigen. Das danach folgende, letztlich etwas abgewürgte Gespräch fiel leider in die Kategorie „Schön, dass wir mal darüber geredet haben.“