„Wir kommen nach New York - und sofort ausverkauft“, sagt Stefan Raab und grüßt aus einem Studio am Times Square - mit ganzen 17 Sitzplätzen für Zuschauer. Die Stimmung stimmt trotzdem. Der Auftakt zu „TV Total“ live aus New York war am Montagabend Fernsehen der Ideen, nicht der Effekte. Und mitten drin: „The hardest working man in german showbiz“, wie Stefan Raab schon im für die New York-Woche angepassten Vorspann angekündigt wird.

Normalerweise beträgt die Zeitverschiebung zu Deutschland bekanntlich sechs Stunden. Für Stefan Raab gelten jedoch andere Gesetze: Seine Reise in den Big Apple für eine Woche „TV Total“ live vom Times Square ist gleichzeitig eine Zeitreise zurück in eine Zeit, in der er selbst größten Spaß an seiner Arbeit vermittelte. „TV Total“ live aus New York war am Montagabend ein großes Vergnügen, weil der Gastgeber aus seiner Alltagsroutine des Regelfernsehens ausbrechen durfte und beweisen konnte, dass er auch immer noch anarchisch sein kann.

Zwar war auch schon zuletzt die Sendung aus seinem Kölner Studio wieder unterhaltsamer und lustvoller als in den vergangenen Jahren, doch jetzt live aus New York läuft Raab im kleinen Studio erst so richtig zur Höchstform auf. Mit dem Times Square im Rücken und dem Alltag weit weg scheint man befreiter aufzuspielen. Erster Höhepunkt der Show nach den üblichen Gags zu Beginn - auf die das kleine Studio-Publikum drüben weitaus stimmungsvoller reagiert als zuhause in Köln-Mülheim - war ein Einspieler mit Stefan Raab auf Einkaufstour am West Broadway in Soho.

Und was hatte Raab dabei für einen Spaß! Ganz so wie früher. Und ebenso wie in Raabs besten Zeiten durfte auch seine Ukulele nicht fehlen. Einfach mal auf die Straße gehen und Quatsch machen - dem „Tagesspiegel“ verriet Raab letzte Woche schon, dass er das in Deutschland leider längst nicht mehr machen kann und sich deshalb in New York so sehr drauf freut. Schön, dass man das auch als Zuschauer sehen konnte. Zurück im Mini-Studio mit Live-Band und einem bestens aufgelegten Publikum kommen Rapper Ice-T samt Ehefrau Coco. Man unterhält sich auf englisch. Wie erfrischend, dass mal nicht versucht wird, alles zu übersetzen.

Auch bei einem Einspieler von Luke Mockridge, der mit in die USA geflogen ist. Beim Jogging im Central Park blieb er, der nächste große Comedystar in Deutschland, noch ein wenig unter seinen Möglichkeiten. Vielleicht hätte es auch gereicht nur halb so oft zu erwähnen wie unfassbar kalt es in New York gerade sei - wenn halb Deutschland derzeit ähnliche Minus-Grade erlebt. Das kann aber die Freude nicht trüben. „TV Total“ war vollgepackt an diesem Montagabend. Zurück im Studio kamen die nächsten Studiogäste.

„Werbung!“ schreit plötzlich eine Frau aus dem Hintergrund als Raab das Gespräch mit drei deutschen Sportlern aus den US-Profiligen beginnen will. Raab guckt verdutzt auf den Times Square hinter sich und scherzt: „Hier ist doch genug Werbung“. Nach der Pause wird geplaudert und von Baseball-Spieler Donald Lutz ein Schläger überreicht. „Das sind die Dinger mit denen man in Ostdeutschland die Leute begrüßt“, kommentiert Raab. Auf das nicht ganz akzentfreie Deutsch der drei Profi-Sportler kommt er auch noch zu sprechen. „Hast Du eigentlich mal richtig deutsch gesprochen?“ „Ne, noch nie. Ich bin Berliner“, kontert American Footballer Björn Werner. Ein launiger Schlagabtausch, selbst für Zuschauer die mit den Sportarten nichts anfangen können.

Und schon wieder die Stimme aus dem Hintergrund: „Du musst zum Konzert!“ Raab hat vor lauter Kurzweil die Zeit ganz vergessen und überzogen. Ein Billy Joel-Konzert wartet auf ihn und ProSieben würde gerne „The Big Bang Theory“ starten. Doch Raab will noch wissen, ob jemand Billy Joel kenne? Im Eiltempo trällert er „New York State of Mind“ vor - und verabschiedet sich mit einer kölsche Adaption des Klassikers. Ein echtes Highlight. Mit „Dreimal Kölle Alaaf“ ist dann Schluss. Dabei hätte es gerne noch lange weitergehen können.

Diese Sendung hat Spaß gemacht - Stefan Raab und den Zuschauern.