Man kennt das ja: Will man im Fernsehen etwas gewinnen, muss man entweder ein Talent mitbringen, viele Fragen beantworten oder zumindest hübsch über einen Laufsteg stöckeln. Der Ansatz, den ZDFneo an diesem Wochenende verfolgt, ist hingegen ein anderer: Der Sender stellt nämlich eine einfache Frage, die zunächst einmal stutzig macht. "Bist du 50.000 Euro wert?" Eine fünfköpfige Jury hat genau darüber zu entscheiden und erfährt von den sechs ganz unterschiedlichen Kandidaten zunächst nicht mehr als Name, Alter und Wohnort.

Obwohl oder vielleicht gerade weil die Kandidaten nur für wenige Sekunden zu sehen sind, wird in der Jury umso intensiver diskutiert, denn wie genau will man anhand dieses ersten Eindrucks eine gerechte Entscheidung treffen, wer so viel Geld denn nun verdient hat? "Der steht da wie ein schlaffer Sack", sagt eine Jurorin über einen der Kandidaten, während eine andere ihn wiederum ganz "niedlich" findet. Recht schnell wird klar, dass ein und dieselbe Person völlig unterschiedlich wahrgenommen werden kann.

Ob es wirklich eine Diplom-Psychologin braucht, um das Gesehene zu verstehen, sei mal dahingestellt, doch "Bist du 50.000 Euro wert?" eröffnet innerhalb kürzester Zeit eine recht spannende Diskussion darüber, wie wir eine Meinung über andere bilden und wie uns Vorurteile dabei beeinflussen. "Der Titel der Show ist provokant, aber natürlich sind Menschen nicht auf einen Preis zu reduzieren", räumt Jochen Schropp, der als Moderator durch das 90-minütige Experiment führt, im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de ein. "Das Besondere an der Sendung ist, dass es ausschließlich darum geht, dass man so ist wie man ist."

Im Laufe des Abends lernen Zuschauer und Jury die Kandidaten immer besser kennen – so geht es um ihre Kindheit und Jugend, aber auch um Karriere und Freizeit. Da kann es schnell passieren, dass sich vermeintlich langweilige Personen plötzlich in spannende Charaktere verwandeln, weil sie mal ernst, mal heiter von ihren Lebenskrisen oder dem Nebenjob als Dildo-Beraterin erzählen. "Uns war es ganz wichtig, keine Leute zu haben, die schon in unzählig vielen anderen Shows waren und sich bei uns bloß selbst darstellen wollen", betont Schropp.

Jochen Schropp© ZDF/Frank Dicks

Tatsächlich haben ZDFneo und die Produktionsfirma ITV Studios Germany eine spannende Bandbreite an Lebensgeschichten gefunden, sodass man auch vor dem Fernseher nach kürzester Zeit überlegt, wem man selbst das Geld am meisten gönnen würde – und vor allem warum. Während zunächst der Unterhaltungswert der Kandidaten im Mittelpunkt steht, geht es mit dem Fortschreiten der Sendung zunehmend um Werte und Gerechtigkeit, verbunden mit der Frage, ob ausgerechnet jemand, der ein glückliches Leben führt, auch noch mit einer stolzen Summe belohnt werden muss.

Trotz vieler Streitpunkte kommt "Bist du 50.000 Euro wert?" ungewöhnlich zurückhaltend daher. Ohne große Effekthascherei geht dieses Experiment über die Bühne, bei dem man allerdings fragen muss, ob ein solch psychologisch interessantes Thema tatsächlich das ist, auf das man sich am späten Samstagabend einlassen möchte. "So wie wir die Sendung umgesetzt haben, ist sie im besten Sinne öffentlich-rechtlich", meint Jochen Schropp und hat sicherlich nicht ganz Unrecht, wenn er sagt, dass sie es im Privatfernsehen vermutlich schon alleine deshalb schwerer gehabt hätte, "weil sie leiser ist als vieles, was man dort sonst zu sehen bekommt".

Der Moderator ist mit seiner derzeitigen Rolle im Fernsehen zwischen TV-Experimenten, "Promi Big Brother" und Herz-Schmerz-Stoffen indes recht zufrieden. "Ich habe mir vorgenommen, wieder mehr zu spielen – und das habe ich geschafft, auch wenn ich natürlich noch nicht da bin, wo ich gerne sein würde", sagt Schropp mit Blick auf seine Rollen in diversen Pilcher-Filmen. "Selbstverständlich kann ich mir sehr gut vorstellen, auch in anspruchsvolleren Stoffen mitzuspielen, oder in einer Serie." Die Frage, ob der Moderator damit die Jury überzeugt hätte, bleibt übrigens an diesem Abend unbeantwortet.

ZDFneo zeigt "Bist du 50.000 Euro wert?" am Samstag um 22:00 Uhr.