Die erste deutsche Serie eines Streaming-Anbieters kommt von…? Maxdome! Nicht Netflix und auch nicht Amazon, die beide auch schon eigene deutsche Serienprojekte in den Startlöchern haben, können in Zukunft auf diese Tatsache verweisen. Es ist die SVoD-Tochter der ProSiebenSat.1-Gruppe, die es nun schon seit mittlerweile mehr als zehn Jahren gibt. Damals verschickte Netflix noch DVDs durch die USA und Amazon Prime war gerade geboren - allerdings war der Dienst damals noch keine Online-Videothek. Während Amazon und Netflix inzwischen gefühlt am laufenden Band neue Eigenproduktionen zum Abruf bereitstellen, ist es für Maxdome die erste eigene Serie.
Dazu hat man sich mit Christian Ulmen und Fahri Yardim zusammengetan und "Jerks" kreiert. Am Mittwochabend hat Maxdome das Projekt in Berlin vorgestellt: Die Serie ist ab dem 26. Januar zu sehen, jeden Donnerstag gibt es zwei neue Folgen. Im Februar beginnt auch ProSieben mit der Ausstrahlung (DWDL.de berichtete). Und da beginnt ein großes Missverständnis: Ist "Jerks" nun eine Maxdome-Serie, die auch bei ProSieben läuft? Oder vielleicht nicht doch eher eine ProSieben-Serie, bei der man Maxdome netterweise den Vortritt lässt? Filmon Zerai, Co-Geschäftsführer von Maxdome, kennt diese Vorbehalte. Er versichert: Auch ohne ProSieben wäre die Serie entstanden. ProSieben ist als Junior Partner mit an Bord, Maxdome zahle mit Abstand das meiste Geld. Genaue Zahlen will er aber keine nennen.
Dennoch erscheint es zumindest etwas unglücklich, dass "Jerks" so schnell nach seiner Premiere bei Maxdome schon bei ProSieben läuft. Die Exklusivität hält sich da für den SVoD-Anbieter stark in Grenzen - und genau damit punkten ja Netflix und Amazon, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Dass die Maxdome-Serie aber früher oder später bei einem Sender der Gruppe landen würde, ist durchaus logisch. Man wolle hier Synergien nutzen, außerdem hätten beide Seiten etwas davon, sagt Zerai. ProSieben hat endlich mal eine neue, deutsche Serie im Programm. Und Maxdome bekommt Werbung bei einem großen TV-Sender. "Wir sind da nicht sehr dogmatisch."
"Jerks" kommt anders daher als Serien, die man sonst vielleicht bei ProSieben oder Sat.1 erwarten würde. Sie ist kontroverser, spielt mit moralischen Tabus. Man zeigt sich bei Maxdome durchaus sehr stolz, hier etwas eigenes auf die Beine gestellt zu haben. Ein großer Angriff mit eigenen Stoffen auf Netflix oder Amazon ist dennoch nicht zu erwarten. Geschäftsführer Filmon Zerai sagt, rund um das Thema Eigenproduktionen sei ein "Hype" entstanden. "Die Kunden unterscheiden da nicht", sagt er und verweist auf das prallgefüllte Portfolio. Zuletzt liefen "The 100", "Empire" und, man höre und staune, "The Big Bang Theory" am besten beim SVoD-Dienst. Eigenproduktionen soll es aber auch in Zukunft geben. "Die Challenge ist, passende Inhalte zu finden", sagt Zerai. Es ist auch so etwas wie ein Aufruf an die Produzenten: Schickt uns doch endlich was, mit dem wir etwas anfangen können. Eigenproduktionen machen, nur um diese dann als Eigenproduktion labeln zu können, will man nicht. Ob "Jerks" nun ein Erfolg wird oder nicht, beeinflusse jedenfalls nicht zukünftige Investitionen in eigene Serien, versichert Zerai.
Und warum macht Maxdome auf TV-Sender und stellt nur zwei Folgen pro Woche online und nicht alle zehn auf einen Schlag? Man sehe hier einen Trend, auch bei den US-Diensten. Auch diese würden nicht mehr sämtliche Folgen einer Staffel direkt auf einmal zum Abruf bereitstellen. "Jerks" ist übrigens eine Adaption der dänischen Serie "Klovn", die es auf sechs Staffeln und 60 Folgen bringt und zwischen 2005 und 2009 für gute Quoten sorgte. Der Clou der deutschen Adaption: Christian Ulmen und Fahri Yardim improvisieren ihre meisten Dialoge, der grundsätzliche Plot ist vorgegeben. Maxdome spricht mit den beteiligten Personen derzeit auch schon über eine mögliche zweite Staffel, genaueres dazu konnte Filmon Zerai am Mittwochabend aber noch nicht sagen. Nun will man sich erst einmal auf die erste Staffel konzentrieren.
"Jerks" ist ein Meilenstein für Maxdome. Einfach schon deshalb, weil man endlich einen Fuß in der Tür der Eigenproduktionen hat. Und auch wenn man stets betont, es gehe um Inhalte und nicht nur das Label "Eigenproduktion": Bei Maxdome ist man sichtlich stolz darauf, Netflix und Amazon zuvorgekommen zu sein. Im besten Fall hilft "Jerks" weitere eigene Produktionen anzuschieben und damit auch die Zahl der Abonnenten zu erhöhen. Diese liegt mittlerweile im siebenstelligen Bereich, sagt Zerai. Der Geschäftsführer zeigt sich zufrieden mit dem Wachstum der Plattform: In den vergangenen vier Jahren habe man seine Kundenzahl jedes Jahr verdoppeln können. Um noch einen größeren Anreiz für ein Maxdome-Abo zu schaffen, müsste man aber vielleicht die Strategie überdenken, eigene Serien kurz nach der Premiere schon im Free-TV zu verwerten.