Sport1 hat aufgerüstet. Mit neuen Sportrechten und dem gerade erst gestarteten Ableger Sport1 US sowie dem Radiosender Sport1.fm ging man in den vergangenen Wochen in die Offensive. Und auch die sozialen Netzwerke hat Sport1 inzwischen für sich entdeckt. Auf Twitter ist der Sender inzwischen mit derart vielen Accounts am Start, dass man Gefahr läuft, den Überblick zu verlieren. "Twitter ist im Laufe der letzten Jahre wichtiger geworden", sagt Ivo Hrstic, der sich bei Sport1 als Leiter Aktuelles auch um die Online-Strategie kümmert, im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Gerade im Sportbereich ist das eine ideale Plattform, wie man insbesondere in den USA sehen kann. Dort besitzt jeder einzelne Reporter inzwischen einen eigenen Account."
Dass Sport1 inzwischen über zu viele Accounts verfügt, findet Hrstic nicht, doch er beschwichtigt: "Übertreiben werden wir es nicht - irgendwann besteht sonst die Gefahr, sich zu verlieren." Weitere Twitter-Accounts will er daher erst mal nicht starten. Grundsätzlich gehe es aber auch darum, die Inhalte besser differenzieren zu können. Überfordern wolle man allerdings niemanden. Doch der Twitter-Hype bei Sport1 ging zuletzt sogar so weit, dass man selbst das Phrasenschwein aus dem "Doppelpass" twittern ließ - "um die Humorschiene besser bedienen zu können", wie Hrstic sagt. Grundsätzlich sieht er in der Kommunikation über Twitter vor allem die Nähe zu den Zuschauern als entscheidenden Vorteil. "Egal wie negativ das Feedback ist - wenn man den Usern persönlich antwortet, bedanken sie sich für manchmal nur unbefriedigende Antworten", so Hrstic.
Und er fügt hinzu: "Für mich ist Twitter kein Marketing-Tool, es dient vielmehr der Markenbindung." Eine bis ins letzte Detail definierte Marschroute hat sich seine Mannschaft aber trotzdem nicht zurechtgelegt, "aber wir twittern auch nicht nur aus dem Bauch heraus". Viel mehr sei eine legere Ansprache wichtig. Klar, im Internet gibt man sich heutzutage vor allem hip und cool. "In den sozialen Netzwerken wollen wir ja nicht als trockene Nachrichtenlieferanten auftreten." Inzwischen, so scheint es, hat Sport1 herausgefunden, wie man den richtigen Ton im Netz trifft. Die sozialen Netzwerke werden längst nicht nur als reine Link-Schleudern missbraucht. So gewährte man erst zu Wochenbeginn via Twitter Einblicke in die Verleihung des SportBild-Awards - nette Features, die bei den Followern offensichtlich gut ankommen.
Dass der Umgang mit Social Media erst gelernt werden muss, mussten die Sport1-Macher am eigenen Leibe erfahren. "Im vergangenen Jahr haben wir den Fehler gemacht, jeden Tag auf Facebook eine Frage zu stellen", erinnert sich Online-Chef Ivo Hrstic im DWDL.de-Gespräch. "Mit der Zeit haben wir eine gewisse Unzufriedenheit festgestellt. Es muss schon einen aktuellen Aufhänger geben, über den sich die User auch mal streiten können." Letztlich habe man diese Art der Kommunikation dann zurückgefahren. "Aus meiner Sicht macht es wenig Sinn, in die Runde zu fragen, ob Deutschland oder Österreich gewinnt. Bei banalen Fragen sind die Rückmeldungen deutlich geringer." Derzeit arbeitet Sport1 daran, Social Media verstärkt auch ins Fernsehprogramm einzubinden, so wie etwa bei "Bundesliga Aktuell". "Der Moderator beherrscht das Bedienen das iPads - mehr braucht man nicht", definiert Hrstic die einfache Formel.
Veränderungen strebt Sport1 unterdessen bei seiner Website an. Bis Ende des Jahres soll ein großer Relaunch der Seite über die Bühne gehen, mit dem Ziel, sie auf allen Endgeräten darstellen zu können. "Das ist eine große Herausforderung - gerade auch mit Blick auf Darstellung von Werbung auf mobilen Endgeräten", weiß der Online-Chef. "Wir erleben derzeit einen wahnsinnigen Shift vom stationären PC in Richtung Mobile. Dem müssen wir Rechnung tragen." Auf redaktioneller Ebene will Ivo Hrstic multimediale Storys fördern, wie man es kürzlich mit einem umfangreichen Artikel über den BVB-Star Robert Lewandowski erfolgreich testete. Ohnehin will sich Sport1 im Netz künftig breiter aufstellen und sich auch an Themen wagen, die weggehen von reinen Sportnachrichten.
"Das wird immer unser Kern bleiben, gleichzeitig möchten wir aber gerne auch ein paar Boulevardthemen aufnehmen, ohne gleich 'Bild.de' zu kopieren", gibt Hrstic im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de den Plan für die kommenden Monate vor. "Wir merken, dass die User beispielsweise gerne mal eine Bildershow mit den Gridgirls der MotoGP anschauen." Ein bisschen nackte Haut kann also auch auf der Website von Sport1 nicht schaden - ganz so, wie man es auch aus dem Hauptprogramm kennt, möchte man anmerken. Daneben kündigt Hrstic an, den Service-Charakter des Portals stärken zu wollen. Ein erster Schritt war die Einführung eines Newsletters, der den Usern zeigen soll, was der Sporttag bringen wird. Und - klar - mehr Platz für Facebook und Twitter soll es auch geben. "Die verschiedenen Plattformen werden in der Zukunft miteinander verschmelzen", ist sich Ivo Hrstic sicher. "Noch sind wir technisch nicht ganz so weit wie wir wollen. Wir werden in den kommenden Monaten technisch so aufrüsten, dass wir andere Dimensionen betreten können."