Einen falschen Harald Schmidt hatten wir schon bei Twitter. Jetzt auch einen falschen Fernsehsender? Nein, ganz so weit geht der Coup der beiden Twitterer Marco Bereth und Michael Umlandt nicht. Aber es ist dennoch verblüffend: 2009 fingen Sie spontan an unter @zdfonline zu twittern. Sie behaupteten, das ZDF zu sein. Ihr Handling des Accounts war so glaubwürdig und erfolgreich, dass die Followerzahlen stetig stiegen.

DWDL.de und zahlreiche andere Medien hielten den Account für echt. Auch den ebenfalls von ihnen betriebenen Account @zdfneo. Das wurde den beiden Jungs irgendwann zu heikel - sie suchten das Gespräch mit dem ZDF und hätten wohl selbst nicht erwartet, wie man in Mainz reagiert hat: Im Gespräch mit Richard Gutjahr erzählen sie, dass sie vom ZDF statt Ermahnung oder Klage einen Arbeitsvertrag angeboten bekamen.

 

"Die Beiden haben es uns leicht gemacht, sie zu umarmen", sagt Tina Kutscher, Chefin von ZDF Neue Medien im Gespräch mit Richard Gutjahr. "So professionell wie die das machen, könnten wir das gar nicht." So wurden die Fake-Twitterer dank erfolgreichen Handlings der beiden Accounts zu ZDF-Mitarbeitern und twittern seit vergangenem Jahr offiziell im Namen des ZDF und doch immer noch privat von zuhause.

Das funktioniert durch intensiven Dialog mit den Mainzern sehr gut. Nur einmal wären sie beinahe aufgeflogen: Nach einer Panne bei der Ausstrahlung der "heute show" analysierten Marco Bereth und Michael Umlandt das Problem anders als es sich wirklich darstellte. Die Presse, auch DWDL.de, stützte sich auf die Erklärung der Panne von @zdfonline. Die Pressestelle des Senders sowie der Produzent der "heute show" widersprachen am Folgetag jedoch der Darstellung.

Doch davon abgesehen liefern die beiden Jungs eine so überzeugende Arbeit ab, dass bei dem Account niemand auf die Idee kam, es könnte sich um einen Fake-Account handeln. Doch nicht nur das ist bemerkenswert. Auch die Reaktion des ZDF verblüfft durch sonst vom öffentlich-rechtlichen System nicht immer erwarteten Mut und Pragmatismus. Hier wurde Einsatz belohnt. Übrigens: Details zu der Story sowie ein Video-Interview mit den beiden Jungs hinter @zdfonline liefert Richard Gutjahr in seinem Blog.