Herr Schröder, was macht Sport1 eigentlich zum Radio-Experten?
Sport1 ist schon heute sehr breit und vielfältig aufgestellt: Denken Sie an unseren Free-TVSender Sport1, unseren Pay-TV-Sender Sport1+ und unsere Online-Plattform Sport1.de. Dazu kommt auch noch unsere App mit knapp zwei Millionen Abrufen – da fehlt eigentlich nur noch Radio. Dabei haben wir ja schon jetzt alles, was Radio braucht: Einerseits eine funktionierende, kompetente Redaktion und gleichzeitig auch einen guten technischen Dienstleister. Dadurch können wir Sport1 nun auf wirklich allen Verbreitungswegen anbieten.
Überraschend war der Rechteerwerb der Bundesliga-Rechte im Audio-Bereich aber trotzdem. Inwiefern waren Sie selbst auch etwas überrascht?
Ich bin sehr begeistert davon, was 90elf auf die Beine gestellt hat – großes Kompliment. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Trauer bei den Kollegen groß ist. Letztlich war aber unser Konzept ausschlaggebend. Damit haben wir die DFL überzeugt. Dass der Zuschlag so schnell kommen würde, war für mich die Überraschung.
Was wollen Sie denn konkret anders machen als die Kollegen von 90elf, denen ja gute Arbeit beschieden wurde?
Wir wollen über die Berichterstattung zur Bundesliga und 2. Bundesliga hinaus durchaus auch das eine oder andere aus unserer Sicht radiotaugliche TV-Erfolgsformat übernehmen, darunter den "Doppelpass", der bei Sport1 jede Woche über eine Million Zuschauer erreicht. Das haben wir bereits getestet. Der "Doppelpass to go" ist eine schöne Ergänzung für all die Fans, die das Format nicht zu Hause auf dem Sofa sehen können. Insgesamt werden wir ein breites Portfolio an Sportberichterstattung anbieten.
Dafür brauchen Sie auch gewisse Frequenzen. Wie weit sind Sie in diesem Punkt?
Wir befinden uns gerade mitten im Prozess. Wo wir die Lizenz beantragen werden, ist noch nicht entschieden. Aber das wird kein Problem sein. Ich bin da ganz optimistisch.
Der Geschäftsführer von 90elf hat gesagt, man habe den davor kaum wahrgenommenen Audiorechten erst einen Wert verliehen. Hat am Ende also einfach nur das Geld darüber entschieden, wer die Rechte bekommen hat?
Nein. Das schlüssigere Konzept hat entschieden. Aber ich gebe Ihnen recht, dass 90elf eine tolle Marke aufgebaut hat. Automatisch bekommt man Rechte trotzdem nicht. Wir sind nicht der Sender, der mit Kampfpreisen in eine solche Ausschreibung geht, nur um aus Imagegründen ein Recht zu erwerben.
Spannend ist aber auch die Zusammenarbeit mit "Bild.de". Wie hat man sich das vorzustellen?
"Bild" hat Plazamedia mit der Produktion der Highlight-Zusammenfassungen der Bundesliga-Spiele beauftragt. Sport1 erbringt in diesem Zusammenhang redaktionelle Dienstleistungen. Insgesamt werden diese Spiele von elf erfahrenen Fußball-TV-Reportern aus unserem Hause kommentiert. Dabei bringen wir für "Bild" unsere technische und redaktionelle Erfahrung ein, die wir im Laufe der Jahre sammeln und ausbauen konnten.
Bloß: Lenkt all das nicht auch von einigen Baustellen ab, die es ohne Zweifel gerade beim Fernsehsender Sport1 gibt?
Nein, ganz und gar nicht. Wir wollen positive Schlagzeilen machen. Und die macht man ohne Zweifel, wenn man eine Zusammenarbeit mit Springer verkünden kann. Wir haben bei Sport1 spannende Aufgaben und Themen vor uns – von Baustellen würde ich daher nicht sprechen. Ich bin seit 1993 Mitarbeiter dieses Hauses und seitdem sind wir auch mal durch ein Tal gegangen. Unser Ziel muss es sein, die Marke Sport1 konstant nach vorne zu bringen.
Wie soll das gelingen? Die Marktanteile sind jedenfalls zuletzt deutlich gesunken…
…aber seit Dezember wieder gestiegen. Dennoch müssen uns wieder verstärkt auf das Kerngeschäft konzentrieren – und das ist der Sport. Dabei ist Verlässlichkeit ein wichtiger Faktor. Der Zuschauer muss wissen, wann was läuft, so wie es beim "Doppelpass" oder der 2. Bundesliga der Fall ist. Deshalb müssen wir wieder eine klarere Struktur ins Programm bringen. Der Fußball als eines unserer Kernrechte soll dabei im Mittelpunkt stehen. Aber auch der Erwerb der Formel-1-Rechte war ein wichtiger Schritt, um dem Sender wieder mehr Aufmerksamkeit zu bringen. Wir brauchen Höhepunkte im Programm.