Herr Pastewka, bevor wir über die letzten zehn Jahre deutsches Fernsehen sprechen: Erinnern Sie sich noch daran, wo Sie vor zehn Jahren standen?
Es lagen 5 tolle Jahre im Ensemble der „Wochenshow“ hinter mir. Mit meinem Ausstieg aus der Sendung im Sommer 2001 habe ich mir zugleich eine lange Schaffenspause verordnet. Es gab damals seitens vieler Beteiligter Bemühungen, mich möglichst schnell mit einem Nachfolge-Format zu versorgen. Aber ich durfte die Pressemitteilung zu meinem Ausstieg damals selbst formulieren und verlautbarte: „Bastian Pastewka macht nach eigenen Angaben erst einmal gar nichts“. Und das war vielleicht eine meiner besten Entscheidungen überhaupt.
Warum?
Ich war nach 185 Sendungen erst einmal ausgelaugt. Die „Wochenshow“ war ein Fulltime-Job, der auch kein Wochenende kannte. Und dazu kam, dass ich seit 2000 das Gefühl hatte, mich zu wiederholen: Irgendwann hatte ich alle Polizisten mit Schnauzbart und Kellner mit Gehfehler gespielt. Deswegen wollte ich Abschied nehmen, auch wenn es sehr schmerzhaft war.
Wenn ich mich richtig erinnere, wurde es danach ja erstmal ruhig um Sie...
Ich brauchte Zeit für mich. Ich hatte damals mächtige private Probleme und habe mich zunächst darum kümmern müssen. Und ich wollte niemandem Rechenschaft darüber ablegen, ob ich überhaupt nochmal was fürs Fernsehen mache. Aber dann traten drei Ollis in mein Leben, die mich aus diesem Loch wieder rausgeholt haben. Der erste war Olli Dittrich, der zu mir kam und sagte: „Lass uns den Fernsehquatsch erst mal vergessen: Wir machen eine kleine Bühnen-Tour, tingeln durchs Land, erzählen lustige Geschichten und singen alberne Lieder.“ Das haben wir dann auch 4 Jahre lang gemacht.
Und die anderen beiden Ollis hießen Welke und Kalkofe, die die großartige Idee einer Edgar Wallace-Film-Parodie hatten, die ich schließlich mit entwickeln konnte. Erst 2003 kam ich mit „Ohne Worte“ und den „Pastewka-Reisen“ zu RTL, und damit zurück auf den Bildschirm.
Also kam nach dem Hype der „Wochenshow“ die Experimentphase und dann mit „Pastewka“ das TV-Establishment?
Danke für die Einschätzung, aber ich versuche mich mit Händen und Füßen dagegen zu wehren, zum Establishment zu gehören. Das Experiment allerdings hieß „Wochenshow“. Als Ingolf, Anke, Marco und ich 1996 mit der Show bei SAT.1 auf Sendung gingen, wusste ich von Comedy noch herzlich wenig. Ich war 22 und hatte ein Jahr Jugend-Fernsehen im WDR hinter mir. Es war ein Sprung ins kalte Wasser Wir haben für eine 45 Minuten-Folge fünf Tage die Woche vor Kameras verbracht, Sketche gedreht und die damals gängigen Fernsehsendungen parodiert. Die heutigen Comedy-Shows mit dieser Sendelänge machen es sich etwas einfacher und setzen auf StandUp-Komiker und –Komikerinnen, die ihre Bühnenprogramme in Personality-Shows umwandeln und sich Gäste einladen.
Davon gibt es mir inzwischen ehrlich gesagt viel zu viel. Dafür kaum noch wirkliche Comedyformate...
Aber glücklicherweise hat das deutsche Fernsehen ja auch Sendungen wie „heute show“, „Stromberg“, „Dittsche“, „Ladykracher“...
Aber wenn man die „heute show“ rausnimmt, dann sind das auch schon sehr altgediente Formate. Viel Neues gab es da zuletzt nicht.
Klar, und wenn mal etwas gelang, kamen sofort die Plagiate. Das hat sich nicht geändert. Nach dem Start von „Ladykracher“ folgten damals allein bei Sat.1 gefühlte 20 weitgehend seelenlose Pärchen-Sketchcomedys.
Aber Sie sind Sat.1 trotzdem, abgesehen von einem kurzen Abstecher zu RTL, über all die Jahre treu geblieben...
Ich arbeite total gerne bei Sat.1. „Pastewka“ hätten wir bei keinem anderen Sender so lange weiterentwickeln dürfen. ProSieben wären wir zu piefig gewesen und bei RTL gibt es, entgegen mancher Bekundung abseits der Qualitätsmarke „Alarm für Cobra 11“ keinen langen Durchhaltewillen bei deutscher Fiction. Und ARD und ZDF haben keine Sendeplätze für halbstündige Sitcoms vor 00.40 Uhr. Im Übrigen weiß ich ja gar nicht, ob sie überhaupt Interesse gehabt hätten.