Herr Blasberg, wie geht‘s? Bei der Vermarktung läuft es offenbar gut, doch im Programm von Tele 5 haben einige Experimente nicht geklappt...

(lacht) Ich bin jetzt bald sechs Jahre an Bord bei Tele 5. Wenn man mir damals gesagt hätte, Du hast den Job in sechs Jahren noch, dann hätte ich erwidert „Dann muss ja alles gut gelaufen sein“. Und ja, es läuft  gut. Wir haben die wildesten Krisen gut überstanden. So solide herausgekommen zu sein, dass wir bei der Vermarktung von Tele 5 inzwischen nur noch über die Preise und nicht mehr über das „Ob“ diskutieren müssen, ist eine gute Situation. Aber man wird damit schon zum Traditionalisten. Wo man früher mit allen Methoden irgendwie Geld beschaffen musste, hat sich das alles geordnet. Die Perspektive ist solide, aber es fehlt ein bisschen Sexiness.

 

 

Im Programm tat sich ja auch Einiges. Erst einige Experimente und jetzt geht es dann doch wieder zurück zum Spielfilmsender?

Manches, was uns im Serien-Segment vielversprechend erschien, hat sich als nicht primetime-tauglich erwiesen. Also gehen wir auf die alten Werte von Tele 5 zurück und programmieren wieder mehr Filme als Serien. Wobei aber inzwischen mehr als 60 Prozent der Filme extern eingekauft wird. Das ist neu. Damit sind wir auf dem Markt in einem ganz eigenen Preissegment unterwegs.

Das ist jetzt aber schon in kürzester Zeit eine Kehrtwende...

Aber das ist doch das Schöne am Fernsehen. Man weiß sofort am nächsten Morgen ob etwas geklappt hat oder nicht. Und dann kann man handeln, wenn man merkt, dass sich da auch nichts positiv entwickeln wird. Dann muss man neue Programmware kaufen. Und da sind wir inzwischen ein attraktiver Partner geworden, weil wir in Sachen Film ein gefräßiges Monster sind und sehr viel Ware brauchen - und das auf einem Level, wo uns der nächst größere private Wettbewerber in dem Genre, Kabel Eins, keine Konkurrenz macht. Uns geht es gut. Wir brauchen ja nicht so viel, denn eine Folge guten Managements ist auch, dass wir wohl der in der Herstellung günstigste Sender Deutschlands sind.  Ich glaube unser Gesamtbild passt: Wir wirtschaften sehr solide, wir haben verlässliches Programm, ein tolles Team und dann mich an der Spitze, der ab und an mal seine Meinung sagt. Und natürlich wollen wir Geld verdienen. Sehr gerne auch sehr viel.

Aber wenn alles super ist, warum dann neulich erst wieder die öffentliche Keule gegen ARD und ZDF?

Weil wir durch die Verstopfungsstrategie der öffentlich-rechtlichen eine Marktzutrittsbegrenzung erleben. Das limitiert unsere Wachstumsperspektive, weil Zugänge zu Programmware verstopft werden und ein unfairer Verdrängungswettbewerb befördert wird. Und da rege ich mich als Fernsehmacher wie als Bürger auf, wenn  anscheinend niemand mehr diese Machenschaften der Öffentlich-Rechtlichen kontrolliert und kritisiert.

Das klang aber bis jetzt alles nicht gerade so als wenn es Ihnen unglaublich schlecht ergehen würde. Also als Tele 5-Chef müssten Sie zufrieden sein als Privatbürger doch erfreut über neue Angebote der Öffentlich-Rechtlichen.

Man muss grade dann, wenn es einem gut geht, an die Zukunft denken. Zunächst einmal sind das, womit ARD und ZDF arbeiten, öffentliche Gelder. Da darf man dann auch öffentlich darüber diskutieren, ob die vernünftig ausgegeben werden. Und natürlich geht es uns gut, aber schauen Sie sich mal andere Sender an. Es gibt in der Sparte weniger Luft zum Atmen für die Unternehmen die es schon gibt oder mögliche neue, die eine Nische auftun wollen, wenn die Öffentlich-Rechtlichen über die Digitalkanäle alles selbst besetzen. Nur ein Bespiel: Ich wollte „Mad Men“ für Tele 5 kaufen und dann wurde mir gesagt, dass ich um ein zehnfaches überboten wurde.

Interessant, weil es bei ZDFneo heißt, es hätte keine Interessenten für die Serie gegeben...

Für 60.000 Dollar pro Folge sind wir nicht interessiert, das stimmt. Es gibt plötzlich Wettbewerber mit nicht erwirtschaftetem Geld, die Preise in den Raum werfen, bei denen wirtschaftlich arbeitende Unternehmen nicht mithalten können. So ist es auch bei „Raumschiff Enterprise“ gewesen. Wir zeigen „Star Trek - the next Generation“ sehr erfolgreich - zur Freude aller Beteiligten vom Rechteinhaber über Werbekunden bis zu uns und natürlich dem Zuschauer, wie die Quote zeigt. Natürlich wollen wir das in der Kombi mit Captain Kirk zeigen. Aber hier wurden wir dann mit Faktor fünf überboten, weil der ehemalige Dokukanal des ZDF plötzlich „Raumschiff Enterprise“ von unser aller Geld kaufen muss. Da wird uns und anderen privaten Unternehmen der Zugang zu Programmware verstopft. Das ist ein Problem, denn ZDFneo ist programmiert wie ein Privatsender. Entgegen jedem Programmauftrag und jeder wirtschaftlichen Vernunft.