Herr Welke, Herr Hirschberg, vergangene Woche hat Sat.1 angekündigt mit der neuen „Wochenshow“ direkt gegen Sie zu starten. Bereitet Ihnen das Sorgen?
Oliver Welke: Ich sehe das sehr entspannt. Unser Sendeplatz war von Anfang an sehr herausfordernd, um es so positiv wie möglich auszudrücken, weil wir als einzige um 22:30 Uhr starten und ausschließlich gegen Unterhaltungssendungen laufen, die dann vor uns einstarten. Aber wir haben uns unsere kleine Fangemeinde über eineinhalb Jahre erobert. Ich glaube die wird uns auch weiter treu bleiben. Die „Wochenshow“ ist einfach ein weiterer Player. Ich hatte auch Respekt davor, gegen „Pastewka“ und „Ladykracher“ antreten zu müssen, weil das eine sehr intelligente Humorfarbe ist. Aber uns machen eher mal ein starker „Tatort“ im Ersten oder die Talkshows in den Dritten Probleme.
Georg Hirschberg: Wir haben mit der „heute-show“ einen starken Fokus auf politische Themen. Über Boulevard, Showbiz und Sport machen wir fast keine Witze. Da bleibt genug Material für mindestens eine weitere Sendung übrig. Ich gehe davon aus, dass sich Ingolf Lück und die weiteren geschätzten Kollegen, mit denen wir ja in irgendeiner Form auch schon einmal zusammengearbeitet haben, darauf stürzen werden.
Welke: Ich denke auch, dass die „Wochenshow“ nicht nur eine andere inhaltliche Ausrichtung hat, sondern auch eine ganz andere Zielgruppe anspricht, sodass sich das gar nicht so sehr beißt. Die einzige Parallele ist, dass wir auf die Woche zurückblicken.
Wobei es ja schon bemerkenswert ist, dass es künftig zwei Comedy-Formate gibt, die im Gewand einer Nachrichtensendung daherkommen – und beide laufen zur gleichen Zeit...
Welke: Jein. Wir sind formal viel strenger an echten Nachrichten orientiert und benutzen fast nur Stilmittel, die auch in einer echten Nachrichtensendung vorkommen könnten - von den Filmen über Kommentare bis zu Reporterschalten. Die „Wochenshow“ war zumindest früher eher eine Sketchcomedy auf einer Bühne. Einzige Parallele: Der Moderator sitzt.
Gäbe es die Neuauflage der „Wochenshow“ ohne den Erfolg der „heute show“?
Welke: Möglicherweise hat der Erfolg der „heute-show“ - wenn auch anfangs vor allem bei den Kritikern – andere ermutigt, die Idee eines Wochenrückblicks noch einmal aus dem Schrank zu holen. Aber ich denke, bei Brainpool trägt man sich schon länger mit dem Gedanken als es die „heute-show“ gibt.
Jetzt kam die „heute-show“ gerade in den letzten Wochen ja nicht nur bei Kritikern gut an, sondern verzeichnete auch steigende Quoten - auch und gerade bei den Jüngeren. Hat sich damit der Wunsch nach einem anderen Sendeplatz erst einmal erledigt?
Hirschberg: Der 22:30 Uhr-Slot ist natürlich problematisch, eine Startzeit um 22:15 Uhr wäre uns letztendlich lieber. Dann sind wir in einem Wettbewerb mit allen Sendern. Aber wir schlagen uns wacker, haben eine Stamm-Seherschaft aufgebaut, die uns jeden Freitagabend sucht. Besser kann's eigentlich nicht sein.
Welke: Davon abgesehen gibt es natürlich auch einen ganz banalen Grund, der sehr für den Freitag spricht: Wenn man einen Wochenrückblicks-Charakter erhalten will, fallen die meisten anderen Tage der Woche aus ganz pragmatischen Gründen weg (lacht). Wir haben aber auch nie Druck vom Sender oder eine Quoten-Vorgabe bekommen. Die einzige Vorgabe war, die Qualität zu halten - so kann man natürlich wunderbar arbeiten. Ich habe in meinen jungen Jahren ja auch viel für private Sender gearbeitet, wo man häufig eher von einer Sendung zur nächsten denken muss. So war es hier nie. Aber nochmal zu den Quoten: Ich bin Realist genug, nicht zu viel in die letzten zwei, drei Sendungen reinzuinterpretieren. Wir leben gerade in einer nachrichtlich sehr starken Phase, in der die Leute die großen Nachrichtensendungen wie das „heute-journal“ verstärkt einschalten. Wir bekommen dadurch im Moment einfach auch mehr Zuschauer angeliefert.