Foto: PhotocaseNachdem das Bundeskartellamt signalisiert hatte, dass eine gemeinsame entgeltliche Grundverschlüsselung via Satellit für ProSiebenSat.1 und die RTL-Gruppe nicht genehmigt werden würde, hat ProSiebenSat.1 in der vergangenen Woche erklärt, von einer Beteiligung an Entavio abzusehen. Die Haltung des Kartellamts stößt beim bayerischen Medienwächter Wolf-Dieter Ring nun auf scharfe Kritik.

In einem Interview mit dem "Kontakter" sagte Ring, er könne die Argumentation des Bundeskartellamts nicht nachvollziehen. "Sie wirft Deutschland bei der Digitalisierung im internationalen Vergleich zurück." Das Kartellamt und dessen Chef Ulf Böge hätten noch nicht erkannt, dass die neue Entwicklung von der Adressierbarket und Ansprechbarkeit des Kunden lebe.


Ring kritisierte außerdem, dass das Kartellamt sich in dem Verfahren nicht mit den Medienwächtern abgestimmt habe. "Es gab keinen Austausch über den Sachverhalt, geschweige denn, dass eine gemeinsame Position erarbeitet worden wäre", so Ring. Zudem sei die Betrachtung des Kartellamts nur sehr selektiv, da den Kabelnetzbetreibern ähnliche Vorhaben nicht verboten würden. "Es kann dem Satellitenbetreiber nicht verwehrt werden, was im Kabel umgesetzt ist", so Ring.

Profitieren würden nach Rings Auffassung von der Grundverschlüsselung auch kleinere Sender und auch die Zuschauer. "Programme, die aufgrund geringer Reichweiten durch Werbung nur schwer zu finanzieren sind, könnten durch solch neue Modelle gestützt werden." Der Mehrwert für den Zuschauer, laut Ring "stabil finanzierte Sender und damit ein breiteres Programmangebot", müsse von den Beteiligten noch besser kommuniziert werden.

Schon am Wochenende hatte VPRT-Präsident Doetz das Verhalten des Kartellamts scharf kritisiert. Die Öffentlichkeit sei mit der Mitteilung, ProSiebenSat.1 gebe die Pläne für die Grundverschlüsselung auf, vorsätzlich falsch informiert worden. ProSiebenSat.1 habe anders als vom Bundeskartellamt suggeriert nur von Entavio Abstand genommen. Die Behörde habe so auf skandalöse Weise Medienpolitik betrieben, so Doetz.