Strafanzeigen, einstweilige Verfügungen, Forderung nach dem Verbot der Serie und dem Entzug der Sendelizenz für MTV - und das alles bevor der Großteil derer, die sich so entrüsteten, überhaupt nur eine Folge der umstrittenen Comic-Serie "Popetown" gesehen hatten.
In der Marketing-Abteilung von MTV dürften angesichts dieser massiven kostenlosen PR wohl schon vorab die Sektkorken geknallt haben - so viel Aufmerksamkeit für MTV gab es selten zuvor und wäre mit normaler Werbung wohl auch kaum zu erzielen gewesen. Die provokative Anzeige in der Karwoche dürfte angesichts dieser Tatsache wohl auch Kalkül gewesen sein - und dass die Kirche tatsächlich so darauf eingestiegen ist war ein Glücksfall.
Denn so sahen immerhin 380.000 Zuschauer die erste und vorerst einzige Folge der Papst-Satire "Popetown". Der Marktanteil lag bei 1,4 Prozent beim Gesamtpublikum. Was zunächst noch recht wenig aussieht, wird anschaulicher, wenn man den "Popetown"-Marktanteil zum Jahresmarktanteil von MTV in Relation setzt: Dieser betrug in diesem Jahr bislang lediglich 0,4 Prozent.
Auch in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sah es gut aus für "Popetown". Hier lag der Marktanteil mit 2,4 Prozent drei Mal so hoch wie der Durchschnittsmarktanteil, den MTV im ersten Quartal dieses Jahres erreichte. Insgesamt schalteten 290.000 Zuschauer aus dieser Altersgruppe ein.
Die Diskussionsrunden, in die die erste Folge eingebettet wurde erzielten ebenfalls recht ansehnliche Werte. Das "MTV News Mag Special" vor der "Popetown"-Folge kam immerhin auf insgesamt 200.000 Zuschauer. Zum Vergleich: Das in der vergangenen Woche auf diesem Sendeplatz ausgestrahlte "Viva La Bams" konnte lediglich 80.000 Zuschauer verzeichnen. Der Marktanteil beim Gesamtpublikum lag bei 0,7 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurde ein Marktanteil von 1,3 Prozent erzielt. Die Diskussion im Anschluss an die Show sahen sich 210.000 Zuschauer ab drei Jahren an, was 1 Prozent Marktanteil entsprach. Der Wert in der werberelevanten Zielgruppe lag hier bei 1,5 Prozent.