Bild: EndemolSo spannend es auch für Fernsehmacher sein mag, die Ereignisse im Haus der Reality-Soap "Big Brother" 24 Stunden täglich live zu übertragen, so heikel kann das auch in manchen Momenten werden - für die Macher ebenso wie für die Kandidaten. In der derzeit laufenden Staffel der Reihe mussten bereits zwei Kandidaten die Sendung verlassen, nachdem sie - wohl eher unbedacht - Fernseh-Tabus gebrochen haben.

So erzählte Kandidat Adrian (Bild) im Januar einen Pädophilen-Witz und musste daraufhin umgehend das Haus verlassen. Im März sorgte Kandidatin Rebecca für Wirbel, indem sie laut und deutlich die Worte "Sieg Heil" aussprach. Beides war bei Premiere, der gegen Gebühr rund um die Uhr aus dem Haus sendet, live über den Sender gegangenen und sorgte umgehend für hitzige Diskussion.
 


Nun reagiert der Sender. Seit wenigen Tagen strahlt Premiere das Signal aus dem "Big Brother"-Haus nicht mehr live aus, sondern mit einer Zeitverzögerung von dreißig Sekunden, die den Redakteuren die Möglichkeit gibt, auf grobe Verfehlungen zu reagieren, noch bevor sie über den Bildschirm gegangen sind. Eine entsprechen Äußerung von Endemol-Chef Borris Brandt in einem Interview mit dem "Rheinischen Merkur" bestätigte Premiere dem Medienmagazin DWDL.de.
 
"Da vereinzelt Bewohner durch aus dem Zusammenhang gerissene Äußerungen in der Öffentlichkeit in ein falsches Licht gerückt wurden, greifen wir zunächst bis zum Ende der Staffel in Absprache mit RTL 2 und Endemol auf das bereits in vielen anderen Fällen gängige Mittel einer verzögerten Live-Übertragung zurück", sagte Premiere-Sprecherin Anja Knigge.

Diese neue Sicherungsinstanz diene lediglich dazu, die Bewohner "vor unbedachten Äußerungen zu schützen, die ihnen persönlich schaden könnten", so Knigge zu DWDL.de. Beim Sender legt man Wert darauf, zu betonen, dass man auch nach wie vor alle "Höhen und Tiefen direkt und unverfälscht" zeigen werde. Man habe nun lediglich ein weiteres Instrument in der Hand, im Falle von Äußerungen, die gegen den Jugendschutz oder strafrechtliche Bestimmungen verstoßen, die Notbremse zu ziehen.
 
Darüber hinaus kann auch davon ausgegangen werden, dass die Vermeidung der Ausstrahlung bedenklicher Äußerungen nicht nur vor rechtlichen Konsequenzen schützt, sondern auch eine Diskussion in der Öffentlichkeit gar nicht erst aufkommen lässt, so dass "Big Brother"-Produzent Endemol die Vorfälle mit den Kandidaten direkt klären kann, ohne dass von den Zuschauern ein sichtbares Ergebnis gefordert wird.
 
Dreißig Sekunden sieht der Sender als eine geeignete Zeitspanne an, in der die Premiere-Redaktion auf Ereignisse im Haus reagieren kann und die zudem dem Zuschauer noch zumutbar sei, ohne dass das Live-Gefühl verloren gehe.

Premiere betont darüber hinaus, dass man die Zeitverzögerung vorerst im Testbetrieb laufen lasse. Um allerdings Erkenntnisse über den Nutzen der Verzögerung zu gewinnen, muss erst einmal etwas im Haus passieren, das die Zuschauer nicht sehen sollen. Damit müssten sich die Kandidaten auch beeilen - die laufende Staffel endet im Juli.