In Rahmen der aktuellen Geschäftszahlen haben Sie betont, dass die Piraterie-Problematik deutlich auf das Neukundengeschäft gedrückt hat. Wieviele Kunden sind Premiere denn Ihrer Ansicht bislang dadurch "durch die Lappen gegangen"?

Wie der TÜV Rheinland in seinem Gutachten festgestellt hat, hat der organisierte Rechte-Diebstahl ohne Frage wirtschaftliche Auswirkungen für Premiere gehabt. Das kann man unter anderem an dem rasanten Anstieg am massenhaften Verkauf von sogenannten patchbaren Free-to-Air-Receivern sehen, der mit dem Weihnachtsgeschäft 2007 eingesetzt hat. Aber das ist bald Vergangenheit, die Piraten-Receiver werden in Kürze wertlos sein. Wir sind mittendrin, das Verschlüsselungssystem wieder sicher zu machen und werden diesen Prozess Ende des 3. Quartals abschließen. Anschließend wird Premiere stark wachsen. Ich rechne damit, dass wir in kurzer Zeit netto 100.000 bis 200.000 neue Abonnenten gewinnen und gleichzeitig den Grundstein legen für ein nachhaltiges und langfristiges Wachstum.

Sie kündigen an, juristisch mit allen Mitteln gegen Piraterie vorzugehen. Womit muss ich denn rechnen, wenn ich einen solchen gehackten Receiver gekauft habe?

Jeder, der einen Hacker-Receiver erworben hat und damit illegal unser Programm empfängt, muss damit rechnen, dass er erwischt und strafrechtlich von uns belangt wird. Premiere hat beim Landgericht Hamburg erstmalig erwirkt, dass ein Importeur von patchbaren Receivern seine Vertriebswege bis zum Endkunden offenlegen muss. In diesem Fall bereiten wir eine umfassende Schadenersatzklage gegen den Importeur und alle an dem Handel beteiligten Personen vor. Und wir werden nicht locker lassen, weitere Täter werden wir zur Rechenschaft ziehen.

In den Mitteilungen vom Donnerstag ist von erhöhter Programmqualität die Rede, doch gerade für Serienfans wird das Angebot bei Premiere derzeit eher geringer. Und mit FOX gibt es einen Konkurrenten, der Ihnen auch noch "Lost" weggekauft hat. Spielen Serien für Premiere nur noch eine untergeordnete Bedeutung?

Premiere hat weiterhin das beste und umfangreichste Serienangebot im deutschen Fernsehen, darunter "Dexter", "Terminator: The Sarah Connor Chronicles" und die siebte Staffel von "24", um nur einige Highlights zu nennen. Es kann also überhaupt keine Rede davon sein, dass Serien für uns eine untergeordnete Rolle spielen. Im Gegenteil: Wenn der Preis stimmt, werden wir auch künftig in gute Serien-Qualität investieren.

 



In diesem Zusammenhang eine Nachfrage: Wird Fox eigentlich bei Premiere zu sehen sein?

Ganz allgemein gilt, dass wir stetig prüfen, wie wir unser Programmangebot um attraktive Partnersender erweitern. Ob wir dabei auch Fox ins Blickfeld nehmen, will ich nicht ausschließen. Lassen Sie sich einfach überraschen.

Von den Serien zum Sport: Gehen Sie davon aus, auch in der nächsten Rechteperiode als einziger Anbieter die Bundesliga übertragen zu können?

Die Zuschauer haben ein Recht auf eine unabhängige und qualitativ hochwertige Berichterstattung. Die mit vielen Preisen ausgezeichnete Premiere Fußballberichterstattung ist seit Jahren die Benchmark im deutschen Sportjournalismus. An diesem hohen Qualitätsanspruch halten wir auch in Zukunft fest.

Und wäre Premiere inzwischen bereit, die fertig produzierten Bilder von DFL/Kirch zu übernehmen?

Eine von Sirius und DFL produzierte Einheitsberichterstattung lehnen wir kategorisch ab. In diesem Punkt sind wir zu keinerlei Kompromissen bereit. Wir sehen sehr gute Chancen diese Forderung durchzusetzen. Premiere ist seit Jahren ein zuverlässiger Partner und Hauptfinanzier der Bundesliga.

Premiere Star wird nach nicht einmal einem Jahr deutlich teurer - ist hier im Gegenzug auch mit einer Aufstockung der Senderzahl zu rechnen, oder wie wird die Preiserhöhung um immerhin rund 50 Prozent begründet?

Premiere Star darf man hier nicht einzeln betrachten. Uns ging es vor allem darum, die Preise zu vereinheitlichen und unsere Angebotsstruktur insgesamt übersichtlicher zu gestalten. Premiere ist ein hochattraktives Produkt zu einem fairen Preis. Wer zum Beispiel das Komplett-Paket abonniert hat, zahlt auch in Zukunft keinen Cent mehr und bekommt obendrauf noch alle 63 Spiele des DFB-Pokals live, in der Konferenz und in der Zusammenfassung „Alle Spiele, alle Tore“ gratis dazu.