In den vergangenen Wochen sorgte bereits der ehemalige ZDF-Korrespondent im Nahen Osten Ulrich Tilgner mit äußerst kritischen Aussagen zu seinem bisherigen Sender für Aufsehen. Als Korrespondent sei er nur noch für "journalistische Folklore" zuständig, die Redaktion zu Hause übe Druck aus, wie Geschichten aussehen müssten und ähnliches.
Gegenüber der TV-Zeitschrift "Gong" schlagen nun weitere ZDF-Korrespondenten in die gleiche Kerbe. Alexander von Sobeck etwa, der das ZDF-Büro in Paris leitet, will erkannt haben, dass das ZDF "immer stärker mit der privaten Konkurrenz mitschwimme" und den öffentlich-rechtlichen Informationsauftrag teilweise vernachlässige. "Seit sich der Präsident benimmt wie ein rasender Brummkreisel, bin ich froh, wenn ich in einem Beitrag über sein Privatleben fünf Halbsätze Politik unterbringe", beschreibt Sobeck die derzeitige Situation.
Deftig fällt auch die Kritik von Balkan-Korrespondent Klaus Prömpers aus. Anfangs sei er noch stolz gewesen, "bei der FAZ des Fernsehens gelandet" zu sein, inzwischen fühle er sich manchmal eher wie bei der "Bild"-Zeitung. Als besonders bemerkenswertes Beispiel führt er etwa folgende Bitte an, die er von seinem Sender erhalten habe: "Mach mal was über die Wahl in Bulgarien - aber ohne die Politiker. Die kennt ja sowieso kein Mensch." Uwe Kröger, für das ZDF in New York unterwegs, bemängelt unterdessen, dass es "kaum mehr Sendezeit für politische Dokumentationen" gebe. Wenn überhaupt, werde so etwas nach Mitternacht gesendet.
ZDF-Chefredakteur Brender weist die Vorwürfe im "Gong" zurück und spricht von einer Verlagerung des Fokus. Beschweren würden sich demnach "vor allem die Korrespondenten ehemaliger Großländer in Europa". Durch die Globalisierung habe sich der Fokus inzwischen eben nach Asien verlagert. Auf die Kritik Tilgners an der innenpolitisch gefärbten Berichterstattung über Afghanistan hat Brender zudem eine überraschend einfache Antwort: "Die deutschen Soldaten im Land sind deutsche Innenpolitik."