In den vergangenen Wochen haben wir an dieser Stelle ungewöhnliche Einblicke in unsere Arbeit gewährt. Wir haben ausführlich die Geschichte unserer Website beleuchtet, die Entwicklung über zehn Jahre festgehalten und unsere Arbeitsweise erklärt. Beenden wollen wir diese Reihe über DWDL.de mit einer Frage, die sich vielleicht nicht aufdrängt; die aber dennoch im Raum steht. Wie definieren wir bei DWDL.de eigentlich Erfolg? Was ist unser Ziel?

Die naheliegende Antwort im Konzert der Medien ist: Reichweite. Sie hat aus Gründen der Werbefinanzierung eine Berechtigung. Doch einen Automatismus, der Reichweite mit erfolgreicher Werbe-Vermarktung gleichsetzt - den gibt es nicht. Mehr Reichweite bedeutet nicht unmittelbar mehr Einnahmen durch Werbung. Diese Erfahrung konnte ich in über 12 Jahren Online-Journalismus für TV-Sender, Verlage und bei DWDL.de jetzt in Eigenregie sammeln. Dazu lässt sich gerade bei kostenfreien Angeboten im Web die Reichweite einfach zu leicht manipulieren.

Gerade Mediendienste, die selbst oft genug über Auflagenzahlen im Print, Einschaltquoten im TV oder sogar die Reichweiten anderer Online-Angebote schreiben, benennen gerne die Tricks hinter Reichweitensteigerungen. Und die lassen sich natürlich auch selbst anwenden. Aber wozu? Wenn man als Mediendienst eins aus der Beobachtung der Branche weiß, dann das: Fachpublikationen und qualitative Angebote verkaufen sich über ihre Zielgruppe. Und die ist, eigentlich selbstverständlich, nicht unendlich groß.

Der gesunde Menschenverstand lässt damit zu dem Ergebnis kommen: Die Reichweite für ein Zielgruppen-spezifisches Angebot ist begrenzt. Wer endlos wachsen will, muss das also außerhalb der Zielgruppe tun. Mit anderen Worten: Sein Angebot verwässern, sich breiter aufstellen. In diesem Moment jedoch verschieben sich Prioritäten. Die Reichweite wird vom Ergebnis guter Inhalte zum Mittel zur Finanzierung belangloserer Inhalte. Das mag wirtschaftlich nötig sein, aber birgt die Gefahr, das eigentliche journalistische Anliegen aus den Augen zu verlieren.